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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 254
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Karl Maier

lauffheimer Wald die Rede war, und auch jetzt wird der alte Name nicht
mehr gebraucht, sondern ein neuer, der Rißeni-Wald. Über die Schreibweise
waren sich die Behörden nicht einig, das Stockurbar verwendet Ri-
ßenwald, das Forstamt Rieseneckwald, und nur der Bürgermeister von Urloffen
bleibt beim umgangssprachlichen Rißeni.

Dieser Forst wurde im 19. Jahrhundert ausgestockt und nicht mehr erneuert
. Der Grund dafür war die neue St. Martinskirche, die man 1835 nun
in Urloffen an der Dorfstraße errichtete. Aber schon vor Beginn der Arbeiten
entdeckten die Ortsoberen, dass bei - wie das Forstamt leicht kritisch
bemerkte - der „großartigen Anlage", die man plante, die vorgesehene
Bausumme nicht ausreichen würde. Der Ortsvorstand beschloss daher, obwohl
bereits 14.940 Gulden, der Erlös eines außerordentlichen Holzschlages
in allen Urloffener Waldungen, auf das Baukonto bezahlt worden waren
, noch einmal diesen Teil des Gemeindeeigentums zu belasten. Da noch
eine beträchtliche Summe fehlte, beantragte der Bürgermeister, den ganzen
Rißeniwald abzuholzen, um mit dem Ertrag die Kalkulation auszugleichen
.47 Es gab ein paar Gründe, weshalb die Wahl gerade auf den Bereich
an der Renchener Landstraße fiel. Einmal hatte man anderweitig genug
nachwachsendes Holz, die Versorgung der Bevölkerung war also gesichert.
Auch war man mit den Erträgen des Rißeni nicht zufrieden, wofür man
dem „bekiesigten Boden" die Schuld gab. Besonders aber ärgerte die Urloffener
Bürger, dass ihre Nachbarn aus Renchen, Stadelhofen und Erlach
in dem Wald, ohne die Eigentumsrechte zu beachteten, schalteten und walteten
, als gehöre er ihnen.48

Von der ganzen Fläche zwischen Stangenbach und Renchener Wald, auf
dem der östliche Abschnitt unseres geschenkten Forstes stand, wie wir annehmen
, muss schon, der „Schmittschen Karte von Südwestdeutschland
von 1797" zu Folge, während des 18. Jahrhunderts ein Teil gerodet worden
sein. Jetzt verplante man 80 Morgen 49

Das Forstamt unterstützte den Antrag der Gemeinde, auch in Einzelheiten
, so gab es z. B. zu bedenken, ob man nach der Maßnahme die 80 Morgen
nicht besser auf Feldkultur umstellen wolle, statt sie wieder aufzuforsten
. Rasch stimmte auch die Regierung zu, und die Holzversteigerung befreite
die Gemeinde aus ihrer Notlage. Sie erbrachte den Betrag von
30.656 Gulden und am 28. Dezember 1836 berichtete die Gemeinde: „Das
Erträgnis des abgeholzten Rißeni Waldes ist ... vollständig zum Kirchenbau
verwendet worden".50

Damit endet die Geschichte des Freien Leute Waldes von Zimmern folgerichtig
. Die Kirchspielsleute hatten den Wald vom sagenhaften Spender
Eppo erhalten, um seinen Ertrag für St. Martin in Zimmern einzusetzen,
ihre Nachkommen verkauften ihn, um die Nachfolgekirche St. Martin in
Urloffen zu errichten.


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