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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 280
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Manfred Merker

gramms nach dem R. I. P. (= Requiescat in Pace, „möge er in Frieden ruhen
!") (Z 24) dazu auf, im Nachdenken über Leben und Tod weiterzugehen
, und bildet damit den üblichen Abschluss barocker Epitaphien (Z 26).
Zeile zwei bis elf umfasst dann das eigentliche, sehr persönliche Grabgedicht
. Zeile zwölf bis 23 ist quasi der offizielle Teil mit Angaben über Namen
, Funktionen, Lebenszeit und der auf den Tag genau exakten Lebensdauer
des hier Begrabenen. Der Verfasser betont dann, dass hier nur die
Gebeine des „verehrungswürdigen Paters" in dem Graben (fossa), d. h. in
der Grube bzw. im Grab liegen (Z 2), das Übrige, der (entscheidende) Rest
sei aber nicht dem Boden (= solo) übergeben, sondern zum Himmel (-spol)
geschickt worden (Z 3), wobei das seltenere polum statt caelum für Himmel
gewählt wurde, um einen Reim auf solum zu bekommen. Dann folgt
die Eröffnung, dass er den Namen einer Blume getragen habe und das
Omen (= Vorzeichen, Schicksalsspruch) dieses Namens vollständig erfüllt
habe, mit dem Reim von nomen auf omen (Z 4). Was auch immer dieses
NOMEN EST OMEN hier heißen mag, zumal dieselbe Metapher der Namenserfüllung
als Lebensauftrag mit dem „implevisti nomen" (du hast erfüllt
deinen Namen) weiter unten (Z 10) wiederholt wird, muss zunächst
im Dunkeln bleiben. Ebenfalls dunkel bleibt die Andeutung der folgenden
Zeile 4, „dass er beides (er)tragen sollte", in Verbindung mit der anschließenden
Eröffnung, dass sein Blumenname HYACINTHUS war. Hiermit ist
zum ersten Mal eine fassbare persönliche Angabe genannt, während das
Folgende sich in vager Metaphorik ergeht. Danach hatte diese Blume die
Frömmigkeit gemalt, die selbst nicht gemalt worden war (Z 6). Vermehrte
Kraft habe sie durch die höchste Gunst Gottes, ähnlich wie der Tautropfen,
erhalten (Z 7) und dadurch, wie es sich für eine Blume gehöre, weithin ihren
Duft verströmt (Z 8-9).6 Jetzt wechselt die bisherige dritte Person der
Erzählung in die zweite Person der persönlichen (Selbst-?)Anrede: „So
hast Du, Hyazinth, Deinen Namen und Dein Omen (Schicksalsspruch) als
duftende Blume erfüllt" (Z 9-10). Die Schlusszeile resümiert quasi als
Kurzformel für ein blumengeprägtes und frommes Lebens abschließend:
"Er stand in Blüte, wurde hinweggerafft, wurde den Himmlischen übergeben
" (Z 11). Zu verstehen ist die Fülle der vagen Andeutungen vielleicht
nur aus dem immanenten Kontext der zugrunde liegenden altgriechischen
Sage vom schönen Königssohn Hyakinthos und dem verliebten Musengott
Apollon.

Der Hyacinthus-Mythos

Mit seinem Namen Hyacinthus und dem damit verbundenen Spiel mit dem
vegetativen Werden und Vergehen der gleichnamigen Blume spielt der verstorbene
Verfasser in unbefangener Vermischung von christlichen und antiken
Vorstellungen mit dem altgriechischen Mythos von Hyakinthos und


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