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Manfred Merker
östlicher Stadtmauer aufgesucht hat, fand er dort weitere 19 geistliche Mitbrüder
vor: 12 Priester, 3 Kleriker, 4 Laienbrüder.15 Am 7. September 1732
erlebte er, vier Jahre vor seinem Tode, im Offenburger Heimatkloster noch
einmal ein großes Ordenskapitel der oberdeutschen Minoritenprovinz, auf
dem unter dem Vorsitz des Exprovinzials A. von Fleckenstein als 80. Pro-
vinzial Placidus Beuter gewählt wurde. Es zeugt von der Bedeutung dieses
Franziskanerklosters, das dies seit 1445 bereits das 17. Kapitel in Offenburg
war - es sollte das letzte vor 1789 sein! Im selben Jahre 1732 wurde
auch sein letzter Offenburger Guardian, Laurentius Fischer, gewählt.
Hyacinthus Pfister ist dann im Folgejahr nach einem reich erfüllten Leben
als Franziskanermönch im Mutterkloster seiner Heimatstadt Offenburg
gestorben und vor Ort begraben worden. Sicher ist als seine letzte Ruhestätte
einer der Grablegen anzunehmen, die 1759 mit der Zahl „31" an verborgener
Stelle die unterirdische Gruft unter dem vorderen Chor der Kirche
beschließt, möglicherweise als drittletzte Bestattung unter der
Nummer 29.
Schlussbetrachtungen
Wir haben uns aus der Sicht des Jahres 2008 über 300 Jahre hinweg einem
Manne genähert, der durch sein sehr persönlich gestaltetes Grabgedicht
und seine Lebensdaten auf der Grabplatte Anlass zu weiterem Nachforschen
wurde - eine durchaus dankbare Aufgabe für den Archäologen,
Philologen, Mythologen und Historiker. Durch seine Beurkundung der Satzung
der Offenburger Eligiusbruderschaft 1711, andere auswärtige Urkunden
des gleichen Jahres, die datierten Klosterneubauten in Offenburg und
Maihingen, nicht zuletzt auch durch die noch vorhanden Bücher lateinischer
Klassikautoren, die er in seiner Klosterbibliothek in Händen gehalten
haben mag,16 tritt uns mit Hyacinthus Pfister, OFMCon ein bedeutender
Ordensgeistlicher der Barockzeit deutlicher vor Augen. In den dunklen
Jahren nach dem 30-jährigen Krieg war aus dem einfachen Barfüßerbruder
im Offenburger Orden der Minderen Brüder des Heiligen Franziskus ein
angesehener Lehrer, Beichtvater, Redner und Organisator geworden, der
seinem mächtigen und angesehen Orden als Pater, Guardian, Kustos und
oberster Ordensprovinzial an zahlreichen Orten Süddeutschlands gedient
hatte. Er hat sich mit seiner in dieser Form einmaligen Grabinschrift selbst
ein steinernes literarisches Denkmal gesetzt, das alle Zeiten überdauern
sollte und uns noch heute unmittelbar anspricht. Dank der Hermeneutik der
kritischen historischen und philologischen Methode lässt sich aus den gefundenen
Quellen zwischen den Eckdaten seines Grabsteins nun fast eine
kleine Biographie erstellen:
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