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Waren für die Weills
317
Rechnung für Natan Weil von 1859
[...]
7t Kolen in Dinlin^en geholt
/ L ±\.V/1V11 XXX X/1111111CvllVlt
2
42
8t Eissen nach Dinlingen geflrt
3
12
Sume
26
[...]
Johannes Schillinger15
Auf diese Weise verband die Familie Weill das alte Verkehrsmittel der
Fuhrwerke mit dem modernen der Eisenbahn. Dieser technischen Innovation
standen zu dieser Zeit noch viele skeptisch gegenüber. „Es gab aber
genug Feinde dieser Neuerung, und man hörte oft Spottlieder auf dieselbe
singen [...]. Waren einmal die Kartoffeln nicht geraten, so musste der
Rauch der Eisenbahn schuld sein", weiß Rosalie Hauser dementsprechend
in ihren Erinnerungen zu berichten.16 Ein solch kombiniertes Vertriebsnetz
erforderte ein hohes Maß an Organisation und Koordination. Unerlässlich
war auch eine gute Beziehung zu den lokalen Fuhrleuten. Der reibungslose
Ablauf hing von einer vertrauensvollen, professionellen Zusammenarbeit
ab, bei der der eine nicht zu lange auf seine Ware warten durfte und der andere
nicht zu lange auf seine Bezahlung. Andere Faktoren wie die Straßenverhältnisse
, die gerade bei ungünstiger Witterung zum Problem wurden17,
oder die veraltete Technik der hölzernen, mehrspännigen Frachtwagen ließen
sich dagegen weniger beeinflussen. Grundsätzlich sollte die Beauftragung
von Fuhrleuten als eine unternehmerische Maßnahme bewertet werden
.
Auskunft über die Art der Lieferungen geben die zahlreichen Frachtbriefe
, die der „Höfer-Fund" beinhaltet.18 Diese Briefe enthalten neben den
Bedingungen des Transportes, Angaben zu Aussteller und Empfänger, der
Route, den benutzten Eisenbahnen, entstandenen Kosten sowie der gelieferten
Ware. Die fast 100 Frachtunterlagen entstammen mit wenigen Ausnahmen
einem Jahr: 1856. Da davon ausgegangen werden muss, dass die
Geschäftsgründung nur kurz zuvor erfolgte, ermöglicht diese Auffälligkeit
Rückschlüsse. Dementsprechend wirken angesichts der Kürze des Bestehens
Umfang und Häufigkeit der Lieferungen vielversprechend. Augenscheinlich
gelang es, das Geschäft zügig im wirtschaftlichen Kreislauf zu
etablieren. Indes muss allein das Ausmaß nicht deckungsgleich mit der
Profitabilität sein.
Die Lieferungen waren hauptsächlich für den Laden bestimmt. Nur vereinzelt
zeigt sich ein privater Hintergrund, etwa bei „2 Kisten Kleider", die
Judas Hochstetter aus Karlsruhe an Eva sandte, oder bei „1 Faß Cichorien"
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