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Lina-Mareike Dedert
Neben den in obiger Rechnung erwähnten Produkten bestellten Weills
landwirtschaftliche Geräte wie Pflüge und dazu gehörende Riester zum
Führen derselben oder Küchengeräte wie Öfen oder Herde mit Zubehör
wie Kochbrillen, Pfannen, Kasserollen, Kessel, Deckel oder Schöpf- bzw.
Schaumlöffel aus Messing.
Die Rechnungen waren in der Regel zahlbar binnen eines halben Jahres.
Grundlage dessen war der sogenannte Wechselkredit, der auch als Kaufmanns
- oder Lieferantenkredit bezeichnet wird und speziell dem Einkauf
von Waren dient. Dank der Einräumung eines Zahlungszeitraumes ist es
dem Käufer möglich, die Ware oder die daraus hervorgegangenen Produkte
weiterzuverkaufen, um so den Einkauf zu refinanzieren. Nachteilig ist jedoch
der Verlust des Skontoabzuges, dieser Rabatt wird nur bei einer sofortigen
Barzahlung der Rechnung eingeräumt. Derartige Wechsel wiederum
können gehandelt und übertragen werden, so dass der Käufer die Zahlungen
nicht unbedingt an den eigentlichen Lieferanten zu leisten hat. Es
finden sich auch im „Höfer-Fund" entsprechende Belege, dass Forderungen
gegenüber den Weills den Besitzer wechselten.29 Nicht nur der Handel
mit Wechseln oder die Zinsberechnung verkomplizierten den Warenaustausch
, hinzu kam noch eine Fülle an verschiedenen Währungen, so dass
Rosalie Hauser resümiert:
„Mit dem Rechnen hatte man es in dieser Zeit nicht leicht. In der Schule, wie
im Geschäft machten die verschiedenen Geldsorten viel Arbeit, besonders an
der Grenze, wo auch mit Franken gerechnet werden musste, machten die verschiedenen
Geldsorten: Dukaten, Louisdor u. s. w. und das Silbergeld: Kronen
, Taler, preußische Taler etc. die in Gulden und Kreuzer ausgerechnet werden
mussten, viel Rechnerei. Auch amerikanisches Geld kam in den Handel.
Und erst die verschiedenen Maße."30
Eine Aufstellung aller Bestellungen des Eisenhandels aus dem Jahre 1860
zeigt, dass dem von Ettlinger & Wormser eingeräumten Zahlungsziel selten
entsprochen wurde. Zum 1. Januar 1860 bestanden noch offene Rechnungen
des Vorjahres in Höhe von 6411 Gulden und 3 Kreuzern. Im Laufe
des Jahres 1860 wurden dann Waren im Wert von rund 3900 Gulden an
den Kippenheimer Laden ausgeliefert. Beglichen wurden die Schulden nur
sukzessiv, teilweise mit der Inzahlunggabe von Alteisen oder per Barzahlungen
mit bis zu 300 Gulden. Zum 1. Januar 1861 standen immer noch
6792 Gulden und 36 Kreuzer aus.31
Teilweise finden sich in den Unterlagen kleinere Auseinandersetzungen
über angeblich falsche Gewichte der gelieferten Waren oder die Nichtlieferung
einer Ware. Die Tatsache, dass die offenen Rechnungen nicht sonderlich
schnell beglichen wurden, führte lediglich zu der wiederholten Bitte
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