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Krankenversorgung im Mittelalter
Beispiel Stollhofen
Ernst Gutmann
Die Krankenversorgung im Mittelalter
Zunächst übernahmen die Klosterfrauen der Beginen (13771) die Krankenpflege
in und um Stollhofen. Sicher war auch die benachbarte Abtei schon
früh mit heilkundigen Mönchen ausgestattet. Sonst aber war der einzelne
Mensch auf die Hilfe im Familienverband oder durch die Nachbarschaft
angewiesen. Vor allem auf dem Land war nur eine Versorgung durch kräuterkundige
Frauen oder durchziehende „Quacksalber" möglich. In den
Städten und Klöstern war die Versorgung besser. Wer konnte, ging am
„Markttag" in die nächste Stadt, wo es „Würzkrämer" oder Apotheken gab.
Schon früh gab es Apotheken in Klöstern, z. B. im benachbarten Schwarzach
. Aber auch der von der markgräflichen Regierung privilegierte „Bader
" (ab 14722) in Stollhofen kannte sich mit Krankheiten aus. Später übernahmen
dann die „Spitäler" und auch „Ärzte" die Versorgung.
Noch um 1900 war in Stollhofen der „Wundarzneidiener" Johann Eder
tätig. Er wurde auch der „Balwierer" genannt. Er war die „Anlaufstelle"
für die Kranken im Ort. Seine Nachkommen führte später einen Kaufladen,
im dem man u. a. auch Drogerieartikel kaufen konnte.3
Die Pest
Die schrecklichste und gefürchtetste Krankheit ist und war die Pest. Sie
durchzog um 1348-1349 ganz Mitteleuropa und dezimierte die Bevölkerung
gnadenlos. So verlor Straßburg von etwa 15.000 Einwohner damals
etwa 5.000.
Schon im 12. Jahrhundert kam es zu einzelnen Pestwellen, die durch die
Kontakte mit den Lepraherden in Palästina und Arabien durch die Kreuzzüge
aufgetreten waren. Auch der wachsende Fernhandel und die höhere
Bevölkerungsdichte in den Städten mit der mangelnden Hygiene dürften
mit dazu beigetragen haben. In diesem Zusammenhang gehören auch die
Bestimmungen des 3. Leterankonzils (11794), die eine völlige Absonderung
der Aussätzigen von den Gesunden vorsahen (lebrosi cum sanis habi-
tare non possunt).
Die Ausbreitung der ersten bekannten Pestwelle soll aus dem Morgenland
die Küste von Marseille vor 1348 erreicht haben. Von dort aus zog die
Krankheit den Handelsstraßen folgend durch ganz Mitteleuropa.
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