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Krankenversorgung im Mittelalter
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1472 Badstube zu Stollhofen. GLA 66/8383
Der Vogt von Stollhofen soll diese Dekret dem Schwarzacher Gotteshaus
überbringen, zur Nachlebung mit Wohlgefallen." So folgen nun in regelmäßigen
Abständen weitere Befehle. Die Vögte mussten wöchentlich dazu
Stellung nehmen. Im November 1582 musste der Wochenmarkt der Residenzstadt
Baden-Baden wegen massiver Pestfälle nach Scheuern verlegt
werden.6
Die Badstube
Wie in allen Städten des Mittelalters, so gab es auch in Stollhofen eine
Badstube. Der „Bader" erfüllte u. a. mit seinem „Handwerk" somit die
Funktion eines Arztes, eines Frisörs und eines Bademeisters. Im ältesten
Berain von 1472 heißt es: „Die Herrschaft hat auch eine Badstube zu Stollhofen
, die hat inne Bertold Most und gibt jährlich davon ein Pfund Pfennig
dem Markgrafen".1 Diese Badstube war somit ein markgräfliches Erblehen
, heute würde man es Pacht nennen, an den Bader. Noch genauer sind
die Einträge 1511. Sie berichten von der Badstube in der Gasse vom Rathaus
. Der Bader trug den passenden Namen „Daniel Bader".8
Der Bader hatte das Recht, wie auch die Gastwirte sein „Schild" auszuhängen
, den typischen Baderteller. Die mittelalterlichen Badstuben waren
etwas anrüchig, in großen Städten hatte sie einen schlechten Ruf. Doch in
einer kleinen Stadt wird es wohl sittsam zugegangen sein. So gingen jeden
Samstagabend die Bürger der Stadt mit Weiblein und Kindern gemeinsam
in die Badestube. Dort hatte der Bader in großen Kübeln das heiße Wasser
für seine Kundschaft bereit gestellt. Die Badestube lag, wie oben schon erwähnt
in der Gasse des Rathauses. Man kann heute diese Gasse mit der
Sackgasse zum heutigen Anwesen Alfred Müller fixieren. Heute befindet
sich immer noch ein Stockbrunnen auf diesem Grundstück aus dem damals
der Bader sein Wasser schöpfte. Das Abwasser wurde über den allgemeinen
in der Gasse verlaufenen städtischen Abwassergraben durch einen
Durchfluss in der Stadtmauer, in den Stadtgraben geleitet.9
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