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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 361
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Die katholische Pfarrkirche Herz-Jesu im Baden-Badener Stadtteil Varnhalt.

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Die Varnhalter Kirche ist Boßlets letztes Werk. Sie gehört zu den zahlreichen
Sakralbauten, die in Deutschland nach den verheerenden Zerstörungen
des 2. Weltkriegs entstanden. In den späten 1950er-Jahren war der
Kirchenbau ein wichtiges Anliegen der Zeit. Hohe Kirchensteuereinnahmen
und ein grenzenloser Optimismus, der von ständig wachsenden Pfarrgemeinden
ausging, verhalfen ihm zu einer Blüte. Die Gestalt der Sakralbauten
dieser Zeit ist vielfältig, weil Architekten und Bauherren leidenschaftlich
um überzeugende künstlerische Lösungen rangen. Allerdings
bleiben Kirchen frei stehende Monumente. In der Nachkriegszeit grenzen
sie sich in besonderer Weise von profanen Bauaufgaben ab und bilden geradezu
ein Gegengewicht zu diesen.

Die Varnhalter Kirche ist ein Saalbau mit niedrigen Querarmen unter
einem gemeinsamen Satteldach und einer östlichen Apsis. An deren Nordseite
erhebt sich ein 35 Meter hoher Campanile mit zurückspringendem
Glockengeschoss und flachem Zeltdach. Der in Mauerwerksbauweise errichtete
verputzte Saalbau hat die Abmessungen 33 mal 22 Meter.

Das durch schlanke vorspringende Mauerreste dreigeteilte Hauptportal
befindet sich in der westlichen Giebelfassade. Diese wird durch vier lise-
nenartige Wandvorlagen gegliedert, die oberhalb eines Vordachs aus den
Mauerresten erwachsen. Die Lisenen führen bis in den First und erinnern
an den Querschnitt einer traditionellen dreischiffigen Kirche.

Der Innenraum wird durch ein hoch aufragendes Langhaus und niedrige
Querarme charakterisiert. Über dem Langhaus erhebt sich eine schalenförmige
Gewölbedecke, die an der Dachkonstruktion aufgehängt ist. Die
Querarme sind flach gedeckt. Belichtet wird die Kirche durch jeweils vier
hochrechteckige Fenster in den Querarmen, jeweils eines im westlichen
Langhausabschnitt und zwei im Chor. Im Westen des Langhauses befindet
sich über dem Haupteingang die Orgeltribüne.

Auch in seinem Spätwerk bleibt Boßlet - wie in seinem gesamten
Schaffen - den landschaftlichen und städtebaulichen Bezügen treu. Seine
Kirchen werden im Hinblick auf ihre Gestalt und das verwendete Baumaterial
in die Umgebung eingebunden. Das gilt auch für Herz-Jesu in Varnhalt
. Das Gotteshaus weist Parallelen zu anderen Nachkriegs-Kirchen Boßlets
auf. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die katholische Pfarrkirchen
St. Bonifatius in Düren (1951/52), St. Pirmin in St. Ingbert (1952),
und Herz-Jesu in Weinheim-Oberflockenbach (1956/57).

Typisch für das Spätwerk Boßlets ist die schlichte Formensprache, die
praktisch keine Anklänge an den Historismus mehr spüren lässt. Damit ist
der Architekt durchaus auf der Höhe der Zeit.

Herz-Jesu in Varnhalt besitzt einen längs gerichteten Grundriss und
folgt damit dem traditionellen Prinzip der Wegkirche. Diese war bis zum
Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65), das zur Auflockerung des rechteckigen
Raumgefüges führte, in Deutschland vorherrschend, wenngleich


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