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Schiltacher Schiffer machen die Gutach floßbar1
Hans Harter
Während auf allen größeren Zuflüssen der oberen Kinzig - der Wolf, der
Schiltach, der Kleinen Kinzig und sogar dem Heubach - seit der frühen
Neuzeit eifrig geflößt wurde,2 ist die Gutach in Sachen Flößerei bisher
nicht in Erscheinung getreten. Von ihr, immerhin der Kinzigzufluss mit
dem zweitgrößten Einzugsbereich,3 heißt es lapidar, dass auf ihr „die Flößerei
nicht möglich war."4 Dieser Sachstand erscheint wenig befriedigend,
zumal bereits 1509 das „flössen" mit „denen von Hornberg" in Verbindung
gebracht wird: Damals schrieb Andreas Kötz, fürstenbergischer Vogt im
Kinzigtal, seinem württembergischen Kollegen Ulrich Eckhart in Hornberg
: Den Hornbergern würde auch nach dem Ende der offiziellen Floßzeit
an Martini „kain flössen" durch das fürstenbergische Kinzigtal „abgeschlagen
", zumal sie bei der damaligen Wasserknappheit lange genug „uff das
wasser verziehen und gotzberait (hätten) warten" müssen.5
Belegt diese Nachricht Flößerei auf der Gutach für die Zeit um 1500, so
scheint sie danach tatsächlich in Abgang gekommen zu sein. 1626 berichtete
Untervogt Georg Schmidt von Hornberg dem Herzog Johann Friedrich
von Württemberg, dass im Vergleich zu den Hornbergern die Schiltacher
„ihr meist und größte Nahrung uff dem Holtzgewerb ligen haben"; diese
seien „wohl habhafft und vermöglich, darunder 3 oder 4 der vonehmbsten
Bürger gewißlich habhaffter alß die ganze Hornberger Bürgerschafft."6 In
Hornberg stützte man sich wirtschaftlich vor allem auf den Fuhrverkehr
durchs Gutachtal, der nicht so viel wie der Holzhandel und die Flößerei
einbrachte, was die Schiltacher den Hornbergern mit der verächtlichen Bemerkung
, sie seien „Barfüessische Bettler" auch deutlich zu verstehen gaben
.7 So blickten Bürgermeister, Gericht und Rat der Stadt Hornberg 1627
durchaus neidisch auf den „großen und starckhen Holtz- und Flotzhandel"
der Schiltacher, „dergleichen sich die Hornberger nichzit zuegeniessen haben
."8 Auf der anderen Seite nahm man in Schiltach in Anspruch, dass dieser
Reichtum nicht von selber gekommen war, sondern „von den hart-
schaffenden Holzgewerben herrührt", die ihr „fürnembster Nährpfennig"
seien.9
Ab 1740 sollte für Hornberg und das Gutachtal in Sachen Flößerei doch
noch eine Änderung eintreten, und zwar ausgerechnet mit Hilfe von Schiffern
aus Schiltach. Am 8. Juni dieses Jahres fand in dem württembergischen
Amtsstädtchen ein Treffen statt, bei dem explizit die „Floßbarma-
chung des Flusses Gutach" verhandelt wurde. Darüber berichtet ein dreizehnseitiges
Schriftstück mit dem Titel „Flotz-Contract", das hier erstmals
ausgewertet werden soll.10 Für den oberen Teil des Gutachtals, die damali-
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