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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 368
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Hans Harter

„Zur Verhütung allen Verdrusses bei andern Schiffern", durften sie im
Frühjahr erst später mit dem Flößen anfangen, ab Laetare, dem vierten Fastensonntag
; das Flößereiende war der Katharinentag, der 25. November.
Falls aber die Wolfacher auch danach noch flößen sollten, so durften die
Schiltacher dies auch. Diese Wolfach-Klausel wirft ein deutliches Licht auf
das gespannte Verhältnis zwischen Schiltachern und Wolfachern, die sich
auf dem Bach seit alters als Konkurrenten begegneten.14 Bei Störungen, etwa
durch Krieg, wurde die Laufzeit des Vertrags entsprechend verlängert.
Doch behielt sich Württemberg vor, danach auf der Gutach entweder selber
zu flößen oder einen neuen Vertrag abzuschließen, sei es mit den bisherigen
Partnern oder anderen.

Auch dieser Passus zeigt, wer in diesem Kontrakt am längeren Hebel
saß, und trotzdem muss es für die drei Schiltacher Schiffer attraktiv gewesen
zu sein, ihn zu unterschreiben. Sie, die in ihm als „Entrepreneurs"
(Unternehmer) betitelt werden, sahen in der Floßbarmachung der Gutach
offenkundig reelle Geschäftschancen, sowohl hinsichtlich der abzuflößenden
Holzmengen wie auch ihrer Vermarktung am Rhein. Dies betrifft die
unternehmerische Seite der Flößerei, die nur ein Teil eines größeren, kapitalintensiven
Gewerbes war. In ihm sahen selbstständige Unternehmer einen
Sinn darin, in waldreichen Gegenden Holz aufzukaufen und es dorthin
zu verfrachten, wo man es dringend benötigte, wo markttechnisch gesprochen
, Nachfrage bestand. Zielpunkt für die Kinzigflößerei war vor allem
Straßburg, die Metropole des Oberrheins mit ihrer wachsenden Bevölkerung
und einem ungeheuren Holzbedarf, sei es an Brenn- und Bauholz
oder an Werkholz für die Handwerker. Man schätzt, dass der jährliche ProKopf
-Bedarf 3-4 Ster Brennholz und ein Ster Nutzholz betrug, so dass
man die Epoche bis etwa 1800 auch als „hölzernes Zeitalter" bezeichnet.15

Es ist nicht genau bekannt, wann der Holzbedarf der Stadt Straßburg auf
das Kinzigtal ausstrahlte und die Flößerei damit auch hier rentabel wurde;
die frühesten Belege dafür gehen jedoch bis ins 14. Jahrhundert zurück.16
Genaueres zu der von Schiltach aus betriebenen Flößerei liest man 1570,
als der württembergische Vogt in Hornberg schrieb, es gäbe in Schiltach
„etliche Kaufleut, die sich Schiffherren nennen"; sie liehen sich in Straßburg
Geld, mit dem sie den Bauern das Holz abkaufen, es durch Waldhauer
fällen und mit Ochsengespannen ans Wasser schleifen ließen. Dort werde
es mit „Bast" (Wieden) zu Flößen zusammengebunden und dann weggeflößt
. So habe „alt und jung dieses Flößens Genießen" und könne daran
verdienen, zumal es in Schiltach gar wenig Feldbau gäbe.17

Hier wird erstmals genau beschrieben, welchen Weg das Holz ging, aber
auch, wer alles daran beteiligt war: Waldbauern, Holzfäller, Fuhrleute,
Wiedenmacher und Flößer. An der Spitze dieser Reihe standen die „Schiffer
", die nicht nur für eine ganze Reihe von Leuten als Arbeitgeber auftraten
, sondern das Ganze auch finanzierten, mit Krediten, um am Schluss mit


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