http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0383
Zur Bedeutung von Wilhelm Hausenstein
383
Nun habe ich so viele Namen genannt, und hätte doch noch viele nennen
können; von Walter Benjamin, der sich in seinem berühmten Buch
über den Ursprung des deutschen Trauerspiels immer wieder auf Hausenstein
berief, von Gottfried Benn, der sich seine Formulierungen aneignete
, von Ernst Toller, der ihn zum Kunstkommissar der Münchner Räterepublik
ernennen wollte, von James Ensor, der ihn einen Künstler nannte,
von Karl Kraus, der, was selten vorkam, seine Beschreibung von Wien
lobte, von Albert Schweitzer, der ihm auf der Orgel vorspielte, von Thomas
Mann, der mit ihm über Wert oder Unwert der Bücher stritt, die in
den dunklen Jahren erschienen waren ... aber genug. Seine Bedeutung
braucht durch solche Namen, und seien sie noch so groß, nicht noch einmal
bewiesen zu werden; sie liegt in dem, was er tat, und in dem, was
bleibt und weiterhin wirkt. In einem Gedicht von Victor Hugo, das Hausenstein
übersetzt und bei dessen Übersetzung er wohl auch an sich selber
gedacht hat, heißt es:
Je n'ai pas refuse ma täche sur la terre.
Mon sillon? Le voilä. Ma gerbe? La voici.
J'ai vecu souriant, toujours plus adouci,
Debout, mais incline du cöte du mystere.
Ich hab' mich meiner Pflicht hienieden nicht entzogen,
Mein Acker ward gefurcht, die Garbe eingebracht.
Ich ließ mich zähmen und ich habe auch gelacht,
Ich stand - doch immer dem Geheimnis zugebogen.
J'ai fait ce que j'ai pu; j'ai servi; j'ai veille,
Et j'ai vu bien souvent qu'on riait de ma peine.
Je me suis etonne d'etre un objet de haine,
Ayant beaucoup souffert et beaucoup travaille.
Ich tat, was ich vermag, ein Wächter und ein Knecht,
Die Spötter sah ich oft um meine Mühen streichen,
Verwundert sah ich gar die Hasser mich umschleichen,
- Des Duldens war so viel und meine Arbeit recht.24
Goethe hat, in den „Wahlverwandtschaften", bemerkt, dass „die Erscheinung
von bedeutenden Menschen in irgendeinem Kreise niemals ohne Folgen
bleiben kann"25. Auch dass wir uns hier versammelt haben, und dass
wir es nach allem, was zwischen Deutschland und Frankreich war, konnten
, ist eine solche Folge; nicht die letzte.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0383