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Ein armes Schwein kommt in den Himmel. Wilhelm Busch und Moritz Schauenburg
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heute sind es über 160 Auflagen. Es war nicht nur das Liederbuch der freiheitlich
und demokratisch gesinnten deutschen Burschenschaften, sondern
auch der Gesangsvereine.
Auch im technischen Bereich war er um Neuerungen und modernste
Technik bemüht. Als 1870 der „Heilige Antonius von Padua" in der ersten
Auflage erschien, hatte er wieder einmal neue Druckerpressen angeschafft
und Umbauten an seinem Druckhaus in Lahr vorgenommen. Er beschäftigte
70 Leute.
Seit seiner Lehrzeit pflegte er gute Beziehungen zu den Buchhändlern
und Verlegern in Deutschland und in Übersee. Er kannte viele Künstler, die
er für die Illustrationen der Geschichten im „Hinkenden Boten" engagierte.
An diesem Punkt kreuzen sich die Wege von Busch und Schauenburg. In
einem Konvolut von Korrespondenzen finden sich Namen wie Richter und
Hallberger.
1895 erlag Moritz Schauenburg einem Nierenleiden. In der deutschen
Presse erschienen Nachrufe, die neben seinen Erfolgen als Verleger, als
Gründungsmitglied des deutschen Buchdruckerverbandes auch sein „liebenswürdiges
Wesen" hervorheben. Der Großherzog von Baden schickte
den Angehörigen ein Beileidstelegramm.
Der Heilige Antonius von Padua
Die Entstehungsgeschichte des Heiligen Antonius von Padua fällt in die
Zeit, in der „Max und Moritz" ihren Lauf in die Welt begonnen haben, in
die Mitte der sechziger Jahre. Busch hatte bei seinem Bruder in Frankfurt
ein altes Buch mit Heiligenlegenden in die Hand bekommen. Es war der
„Calender unserer Lieben Frauen" aus dem Jahre 1652. Hier fand der
niedersächsische Protestant eine Fülle von Mirakeln und Wunder, von Anfechtungen
und burlesken Szenen. So musste es ihm sonderbar erscheinen,
dass es im Ernste einen wirklichen Heiligen, einen Menschen ohne Sünden
geben sollte? In München und Umgebung hatte er zudem die für ihn kaum
nachzuvollziehende Heiligenverehrung erlebt. Das reizte, so wie es ihn ja
auch gereizt hatte, „Hänsel und Gretel" zu einer Bilderposse zu verarbeiten
.
Aus den Legenden der verschiedenen Heiligen entstanden einzelne Szenen
, als erste „Die Versuchung des heiligen Antonius. Ein Ballett". Es kamen
weitere Szenen hinzu, aus denen sich der Lebenslauf eines einzigen,
jedoch fiktiven Heiligen ergab. Busch nannte ihn nach dem volkstümlichen
Antonius von Padua. Er hätte auch anders heißen können, der Heilige Pis-
torius von Venedig etwa, wie später sein Bruder Otto schreiben wird.
In der Gestalt, die da entstanden ist, kann man den volkstümlichen Heiligen
und seine Vita kaum erkennen, eher schon den Antonius Eremita,
Korbinian oder Goar. Und sie alle mischen sich zur Parodie, zur Satire.
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