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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 407
(PDF, 97 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0407
Ein armes Schwein kommt in den Himmel. Wilhelm Busch und Moritz Schauenburg

407

Dem Geschäft mit dem Antonius mag die ganze Affäre tatsächlich eher genutzt
als geschadet haben. Der Skandal und die politische Stimmung nicht
nur im Deutschen Reich, sondern auch in Österreich und Russland waren
besser als jede Werbung. Es gibt keine Unterlagen darüber, ob nicht die
meisten Exemplare schon ausgeliefert waren, als die 21 Stück beschlagnahmt
wurden, ob der Verkauf nicht unter der Hand weitergelaufen ist, ob
größere Mengen davon an anderer Stelle gelagert waren. Es ist kaum anzunehmen
, dass wenige Tage nach Erscheinen bereits die gesamte Erstauflage
ausgeliefert war. Auf dem Titelblatt der nach dem Freispruch erschienenen
2. Auflage heißt es: Erste Auflage, 20,000 Exemplare, binnen Jahresfrist
abgesetzt.

Diese zweite Auflage wurde nicht mehr in Lahr, sondern in Straßburg
gedruckt und verlegt. Der Text ist neu gesetzt, nicht mehr in der Antiquaschrift
der Erstauflage, sondern in einer sehr verschnörkelten Frakturschrift
, die Seiten haben einen blau gedruckten Rahmen, einzelne Initialen
sind blau oder rot gedruckt. Die Straßburger Druckerei ist also in der Lage,
drei Farben zu drucken. Der Text ist identisch bzw. korrigiert, es fehlen
aber am Ende die beiden Verse, die am meisten Anstoß erregt hatten. Es
kommt so manches Schaf hinein / Warum nicht auch ein braves Schwein
wird die Himmelskönigin in dieser Version nicht mehr sagen.

Diese Auflage erschien in 15.000 Exemplaren, auf dem Titelblatt der
dritten Auflage heißt es nun: Bis jetzt 35,000 Exemplare abgesetzt. Verlagsort
ist immer noch Straßburg. Die beanstandete Passage vom Schaf und
Schwein wird wieder abgedruckt.

Für die vierte Auflage von 1873 zeichnete Busch ein neues Titelblatt,
gedruckt wird zunächst noch in Straßburg, spätestens aber seit dem Frühjahr
1873 wieder in Lahr. Das Geschäft in Straßburg hatte viel Ärger bereitet
. Die Elsässer mochten sich wohl doch nicht so gerne mit einer deutschen
Gesinnung anfreunden. Außerdem gab es Unterschleife und auch
Querschüsse aus dem Deutschen Reich. Ab Mitte 1873 versuchte Moritz
Schauenburg, das ganze Straßburger Unternehmen wieder zu verkaufen.

Der Heilige Antonius blieb über Jahrzehnte eine sichere Bank für den
Verleger und seine Nachfahren. In rascher Folge werden immer neue Auflagen
gedruckt. Bis fünfzig Jahre nach dem Tod von Wilhelm Busch, bis 1958,
erhielt der Verlag Tantiemen für jeden Abdruck in einer Buschausgabe.

Sehr bald gab es schon eine Übersetzung ins Französische, die „Legende
de Saint Antoine de Padoue", verlegt von „Maurice Schauenburg" in
Straßburg, und auch in Paris erschien bei W. Hinrichsen eine französische
Version, die in der mir vorliegenden dritten Auflage in der „Imprimerie de
Maurice Schauenburg ä Lahr" gedruckt wurde. Englische und italienische
Übersetzungen folgten. Vor allem aber stürzten sich die Parodisten der humoristischen
, meist antiklerikalen Zeitschriften wie der „Simplicissimus",
die „Lustigen Blätter" und die „Jugend" auf den Antonius.


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