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„Die entsetzlichen Rheinschnaken"
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Aedes vexans als vielmehr die Hausschnake Culex pipiens; aber man fing
eben erst an, die Arten zu ordnen. Über Culex schrieb im Jahre 1803 dann
ein gewisser Schellenberg, man bemerke zwar „die Arten dieser Gattung
mehr durch die empfindlichen Stiche, als durch ihre Schönheit. Indessen
ist der Kopf doch mit schönen Farben und mit einem Federbusch geziert.
Der Schöpfrüssel ist nicht weniger wunderbar gebaut, er besteht aus fünf
feinen spitzigen Borsten, welche in eine einklappige walzenförmige biegsame
Scheide verschlossen sind."8 Auch die Schnake ist, so lästig sie ist,
ein Wunder der Natur. (Und Vögel, Fische und Amphibien leben von ihren
Larven.)
Ein anderes Thema?
Die Rheinniederung hatte - hüben wie drüben, drunten wie droben - keinen
guten Ruf; der Rhein war unberechenbar, der Boden unfruchtbar und
das Leben ungesund. Durch die von ihm projektierte Korrektion oder Rektifikation
des Rheins sollte, so versprach Johann Georg Tulla im Jahre
1825, „alles längs diesem Strom anders werden"9. Ändern sollte sich vor
allem auch die Durchfeuchtung des gesamten Geländes, deren Nachteile
sein Nachfolger Max Honsell im Jahre 1885 so bewegt wie bewegend beschrieb
: „Ueber den versumpften und von nassen Wiesen und Buschwaldungen
durchzogenen Niederungen waren zumal in den Uebergangsjahres-
zeiten die Nebel eine häufige Erscheinung; wenn die periodischen Hochwasser
zurücktraten und weite Flächen, die sich im Frühjahr mit Vegetation
bedeckt hatten, nun der August- und Septembersonne ausgesetzt waren
, wenn bei niedrigem Wasserstand im Spätsommer und Herbst auch die
sumpfigen Flächen theilweise zu trocknen begannen, dann verbreiteten
sich die durch die Verwesung der organischen Stoffe erzeugten Ausdünstungen
über die Niederung und die anliegenden Orte; Wochen und Monate
lang stund das Druckwasser in den Kellern; bei Ueberschwemmungen
drang es auch vielfach in die Wohnräume ein; die Wintervorräthe gingen
oft zu Grund und, wenn dann noch wegen drohendem Hochwasser die Futtergewächse
vorzeitig eingeheimst, oder wenn sie überschwemmt worden,
also unreif oder halbverfault waren, zeigten sich die üblen Folgen in der
Menge und Güte des für die Landbevölkerung wichtigsten Nahrungsmittels
- der Kuhmilch. Die Wohnungen waren fast alljährlich durchfeuchtet,
an dem Holzwerk stellten sich im Sommer Pilzbildungen ein; viele Häuser
waren ohne Keller und wo solche vorhanden, stunden sie zeitweise voll
Wasser, und die oft verdorbenen, übel ausdünstenden Kartoffeln, Rüben u.
dgl. mussten dicht bei den Wohnräumen, häufig in den Stuben und Kammern
selbst aufbewahrt werden."10
Aus der Durchfeuchtung gingen, so Honsell, Ausdünstungen hervor, aus
denen wiederum die Krankheiten hervorgingen, an denen die Leute litten;
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