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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 477
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0477
Dramatische Veränderungen in der Natur in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts

All

dem Vogelkopf, die heute aus Gründen des Naturschutzes und zum Schutz
des Auerwildes wieder entfernt werden.

Große Veränderungen im Landschaftsbild ergaben sich auch aus der
Aufforstung alter Weidberge oder deren Überlassung an den natürlichen
Bewuchs. Die letzten großen Weidberge existierten noch vor 50 Jahren in
Sasbachwalden auf der Brandmatt, auf der Schwend, im Wahlholz bei
Allerheiligen und im Hubersloch bei Ottenhofen. Dieser Letztere wird
heute noch aus Landschaftsgründen als solcher gepflegt.

Wacholderheiden, durchsetzt mit einzelnen Stechpalmen und einzelnen
Fichten, mussten so zumeist reinen Fichtenwäldern weichen.

Die letzte große, schlagartige Veränderung erfolgte durch den Orkan
„Lothar", der uns neben einer gestörten Forstwirtschaft vorübergehend
großflächig Aussicht von den Schwarzwaldhöhen in die Rheinebene gewährte
, wie sie wohl seit einem Jahrhundert nicht mehr gegeben war. Dieser
„Lothar" veranlasst aber auch zum Umdenken.

Unser Wald war im Laufe der Jahrzehnte immer dichter, aber auch wirtschaftlich
wertvoller geworden.

Das Landschaftsbild hatte sich verdunkelt. Es wurde zum richtigen
Schwarzwald. Nun war urplötzlich alles verändert.

Es gab aber auch bewusst herbeigeführte Veränderungen, nämlich die
Eingriffe in die wildlebende Tierwelt.

Anders als die zumeist negative Veränderung der Tierwelt durch die
Umwelt wurden beim jagdbaren Schalenwild bewusst und geplant gewaltige
Bestandesreduzierungen vorgenommen.

Nach der Rückgabe der Jagden, die von den Besatzungsmächten beschlagnahmt
waren, Zug um Zug ab ca. 1950, setzte bei den Jägern eine
Hegementalität ein, die die Wildbestände rasch wieder auf Vorkriegsniveau
anwachsen ließen.

Dies wurde vom Waldbesitz wegen der hohen Wildschäden jedoch auf
Dauer nicht mehr geduldet. Mitte der 70er-Jahre sah man abends auf der
„Urselmatt", einer Waldwiese im Unterwasser bei Ottenhofen, Abend für
Abend ca. 20 Rehe und 5-7 Stück Rotwild.

Heute sieht man dort kein Wild mehr, weder Reh noch Hirsch.

Unter dem Druck des Ministeriums musste - nur um ein Beispiel zu
nennen - das Forstamt Obertal auf seiner Staatsjagd gegen Ende der 70er-
Jahre innerhalb von nur drei Jahren 450 Stück Rotwild erlegen.

Das Rotwild als weiträumiges Herdentier zog sich daraufhin aus den
Westabhängen des Nordschwarzwaldes und der Moos fast ganz in seinen
Kerneinstand ins hintere Murgtal zurück.

Anfang bis Mitte der 60er war auch Gamswild in den Allerheiligenwasserfällen
, am Karlsruher Grat und an den Eckenfelsen. Nach starken Abschüssen
im Kerngebiet Feldberg - Zastler, zog es sich zurück bis in den
Raum Hausach im Kinzigtal.


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