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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 483
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Felix Wankel - ein Wegbereiter des Nationalsozialismus in Baden?

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frühe NS-Bewegung und somit die qualitative Angemessenheit des Spruches
beurteilen helfen, den die Forschungsliteratur meist unkritisch übernimmt
. Auch die einzige Biografie Der Wankelmotor - Protokoll einer Erfindung
von Dieter Korp über den Techniker lässt eine Beurteilung seines
NS-Engagements außen vor.

Wankel und die Wehrjugenderziehung in Heidelberg

Sozialpolitische Voraussetzungen für Wankeis Jugendarbeit

Felix Wankel wird 1902 im badischen Lahr geboren, von wo aus seine
Mutter mit ihm 1915 nach Heidelberg zieht. Hier verbringt er seine prägenden
Jahre. Der verlorene Erste Weltkrieg ist für Wankeis Jahrgang be-
wusstseinsbestimmend: Ist dieser Generation das „Fronterlebnis" auch erspart
geblieben, so ist sie doch aufgewachsen in der gleichsam durchmilitarisierten
Gesellschaft nach dem „totalen Krieg" Deutschlands und der faktischen
Militärdiktatur durch die Oberste Heeresleitung seit 19162, in der
„kein Atom [...] nicht in Arbeit für die Schlacht war"3.

Karl Goebel liefert als Mitglied der NSDAP-Ortsgruppe Heidelberg in
seinem Aufsatz für die Heidelberger Volksgemeinschaft „10 Jahre Nationalsozialismus
"4 eine koloritartige Selbstsicht der Heidelberger Nationalsozialisten
um Wankel auf die eigenen Beweggründe, nach dem Weltkrieg
die NS-Bewegung zu unterstützen.

Goebel beschreibt, wie ein Soldat gegen Ende des Krieges „10 anderen
,Soldaten' [...] mit roten Armbinden, das Gewehr umgehängt, den Lauf
nach unten", begegnet; die zehn „Kameraden" forderten den Soldaten auf,
den „alten Quatsch" - also das Gewehr - und die Militärdekoration abzunehmen
; es sei „Revolution". Die späteren Nationalsozialisten um Goebel
hätten diese „Soldaten" aber schon früh als „gar keine Soldaten", „Lumpengesindel
" und „Deserteure" entlarvt.5 Ihre marxistische Lehre vom
Klassenkampf sei „ein Verbrechen am Leben des Volkes"6 und habe den
Kaiser in die Flucht geschlagen. Gezeichnet werden hier Versatzstücke der
Dolchstoßlegende: Erst diese „Revolutionäre" hätten die „Schmach von
Versailles" möglich gemacht.

Zu Goebels Haltung paart sich nationalistische Polemik gegen die Folgen
von „Versailles": Nach dem Krieg habe man an den „grausamen Bedrückungen
der Franzosen im besetzten Gebiet" gelitten, zumal an der
Ausweisung vieler Deutscher aus dem nunmehr französischen Elsass. An
besonders „gemeinen Überfällen", gerade gegen Frauen, hätten sich besonders
die „schwarzen Franzosen [sc: aus den Kolonien]"7 beteiligt.

Diesem Rassismus reiht Goebel - nicht folgerichtig! - die antisemitische
, -kapitalistische und -demokratische Haltung seines Kreises an: Die
frühen 20er-Jahre seien eine Zeit gewesen, zu der „es noch vorkommen


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