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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 487
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Felix Wankel - ein Wegbereiter des Nationalsozialismus in Baden?

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um im Geländespiel Maschinengewehrfeuer realistisch simulieren zu
können.37

Lediglich unpolitisches Interesse des Erfinders an Technik kann also
ausgeschlossen werden, wenn Wankel eine klare Funktion seiner Entwicklungen
im Paramilitärischen sieht: „Überhaupt soll meine Konstruktionsmurksbegabung
im Freikorpskrieg allem Anschein nach ein reiches Tätigkeitsfeld
finden."38

Seine technischen Innovationen zum Zwecke der Kriegsschulung sind
Ausdruck politischer, genauer: nationalsozialistischer Aspirationen. Entsprechende
Würdigung, zumal der „Truppe junger Menschen, die sich unbekümmert
um alle Standesunterschiede bei technischer Eigenarbeit zusammengefunden
hatte"39, findet Wankel in der nationalsozialistischen
Zeitschrift Volksgemeinschaft: „Felix Wankel hatte übrigens schon 1924
für die Nachtübungen durch die Einführung von Blinkapparaten [...] eine
hervorragende Feuerdarstellung erreicht."40 Seine Entwicklungen in der
Scheinwerfertechnik nutzt er zudem, um Besuchern des Theaters in Heidelberg
die Projektion eines großen Hakenkreuzes zu zeigen.41 Eingedenk
des Provokationspotentials dieser Tätigkeiten, das deren Inkompatibilität
mit dem „Diktat von Versailles" geschuldet ist, empfängt Wankel in seinem
„Werk" einen „Schutzmann, der erklärt die Leut täten sich aufhalten
über unsere Scheinwerfer, denn die könnten in Ludwigshafen bei den Franzosen
Verdacht erregen!"42

Wankeis Aussagen gegenüber der Spruchkammer Lindau am 9. Mai
1946 zu seinem Jugendengagement vor 1933 gereichen ihm nicht zum
Nachteil; nicht zuletzt auch, weil das Gericht Wankeis Plädoyer, das hier in
krassem Gegensatz zur Realität steht, in Bezug auf die Heidelberger Jugendbewegung
nicht weiter überprüft hat43 Der Angeklagte erklärt darin,
er habe die Jugendbewegung „teils nach Art der Wandervögel, teils nach
Art der Pfadfinder"44 aufgezogen, während hier gezeigt werden konnte,
wie er tatsächlich - durch Kommunikationsgeräte und -netze - die Infrastruktur
für einen Krieg auszubauen versucht, sich für einen „Freikorpskrieg
" ausgesprochen und diesen auch in steten Geländeübungen vorbereitet
hat. Besonders Handwerker in seiner Jugendgruppe hätten es - so Wankel
vor der Spruchkammer - ermöglicht, „mancherlei Dinge für unseren
Wander- und Sportbetrieb selbst [sc: zu] bauen"45 - in Wirklichkeit haben
sie Waffen gebaut! Und auch seine Zusicherung gegenüber der Spruchkammer
, ihn „interessierte nicht so sehr die eigentliche Parteitätigkeit"46,
muss mindestens relativiert werden, wenn Wankel sich von der NSDAP die
Verwirklichung seiner Ideale einer sozial nivellierten Gesellschaft sowie
ein durch Technik gegen „Versailles" wiedererstarkendes Deutschland erhofft
und der NSDAP im Sinne dieser Sehnsüchte mit seiner Jugendarbeit
direkt zugearbeitet hat. Jene gesellschaftspolitische Reflexion, die Professionalität
seiner technischen Arbeit und sein Alter als Mittzwanziger


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