Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 522
(PDF, 97 MB)
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522

Christine Fix

Mein Vater erzählte mir eines seiner Erlebnisse vom Säcklestrecken.
Mein Vater und zwei seiner Freunde haben bei ihrem Kamerad Helmut vor
ein paar Jahren Säckle gestreckt. Dazu fuhren sie mit dem Auto nach Biberach
und stellten das Auto etwas abseits ab. Zu Fuß gingen sie dann zu
dem Haus der Metzgersleut. Das Haus hatte einen Treppenaufgang und
darunter befand sich der Keller. Von weitem sahen sie, dass die Kellertür
geöffnet war, also eine günstige Gelegenheit. Nach kurzer Absprache wurde
entschieden, dass Reinhard die Aktionen aus einiger Entfernung beobachtet
und leitet, während mein Vater und August das Säckchen an die Tür
stellten und im Keller warteten. Als das Säckchen eine Zeit lang dalag,
hörten sie, dass die Haustür aufging und das Säckchen ins Haus geholt
wurde. Nach einer Weile hörten sie, dass die Tür sich wieder öffnete und
das Säckchen rausgestellt wurde. Nun mussten sie aktiv werden, aber es
kam alles anders als geplant. August wollte das Säckchen holen. In seinem
Übereifer jedoch stolperte er über einen Eimer. Es hagelte und klepperte
und August lag im Keller, das Licht ging an und es war aus mit dem Säcklestrecken
. Sie wurden von den Metzgersleuten zum Essen und Trinken
eingeladen. Als sie sich in der Wohnung trafen, war das Gelächter über das
Unglück groß, weil August wie ein Kaminfeger aussah. Beim Sturz im
Keller stieß er die Eimer um, in denen sich Asche befand, und sah nun
dementsprechend aus. In der Wohnung ging es dann gemütlich zu. Sie bekamen
Kesselfleisch, heiße Bratwürste mit gerösteten Zwiebeln, Sauerkraut
, Bauernbrot und Most. Eine deftige Mahlzeit!

Die Hände wurden ihnen allerdings nicht wie früher auf den Rücken gebunden
und sie mussten auch nicht alles aufessen. Helmut holte sein Akkordeon
heraus und es wurde gesungen und gelacht. So ging ein schöner
Säcklestreckerabend zu Ende.

Heute wird diese Tradition nicht mehr durchgeführt, weil die Leute für
solche Traditionen kaum mehr Interesse zeigen. Vielleicht liegt es aber
auch daran, dass ein Überangebot an Speisen und Getränken vorliegt und
so jeder Haushalt gut versorgt ist.

Dieser Aufsatz entstand beim jährlich stattfindenden Bildsteinwettbewerb
der neunten Hauptschulklassen des Bildungszentrums Ritter
von Büß, Zell-Harmersbach und wurde mit einem Buchgutschein
prämiert.

Die Redaktion

Christine Fix, Gartenstr. 17, 77736 Zell am Harmersbach


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