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Neue Literatur
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terlicher Zeit (S. 47-58), verwiesen. Dieser
Artikel des renommierten Archäologen
Fingerlin hat wohl alle Zweifel an einer
Querverbindung über den südlichen
Schwarzwald endgültig ausgeräumt.
Ewald Hall
Schiener, Anna: Markgräfin Amalie
von Baden (1754-1832). Regensburg,
2007,208 S., 23. Abb.
„Die erste moderne Biografie einer der
interessantesten Frauen am badischen
Hof" ist laut Verlagsanzeige vorzustellen.
Bernhard Prinz von Baden hat in einem
Grußwort dem Buch erhebliche Vorschußlorbeeren
mitgegeben und seine Ahnfrau
als beeindruckende Persönlichkeit bezeichnet
, die man nun auf ihrem erstaunlichen
Lebensweg in einer faszinierenden
Epoche europäischer Geschichte begleiten
könne. Tatsächlich hat Amalie Friederike,
Prinzessin von Hessen-Darmstadt, Markgräfin
von Baden, eindeutig Position gegen
die Französische Revolution und gegen
den verhaßten Napoleon bezogen und
stand stets auf der Seite Rußlands und Österreichs
, auch wenn sie damit gegen die
offizielle Haltung des eigenen badischen
Staates von Napoleons Gnaden opponierte
. „Doch das interessierte sie kaum,
Duckmäusertum gehörte nicht zu ihren
Schwächen" (Schiener). Ihren Mann, den
Erbprinz Karl Ludwig von Baden, heiratete
sie im Alter von 20 Jahren. Früh starb
die erste Frau des regierenden Markgrafen
Karl Friedrich, und Amalie sorgte dafür,
daß der Schwiegervater eine nicht stan-
desgmäße (morganatische) Ehe mit ihrer
Hofdame Luise von Geyersberg, spätere
Gräfin Hochberg, einging. Deren Nachkommen
übernahmen dann die Herrschaft
in Baden, wobei ein gewisser Kaspar
Hauser genannt werden sollte, der aber im
ausführlichen Register nicht vorkommt,
dafür verschämt in der Zeittafel auf S. 191
(„1828 Kaspar Hauser taucht in Nürnberg
auf") dann doch mitspielen darf. Das
Buch liest sich durchaus flott und unterhaltsam
(„Den armen Herzog plagte das
Gift der Eifersucht", S. 93; „Nun, Amalie
ließ nicht locker", S. 141), gelegentlich
will man ja auch beim Zahnarzt in der
„Bunten" blättern und nicht im „Spiegel".
Eine ausführliche Bibliographie schließt
das Werk.
Martin Ruch
Oster, Uwe A.: Die Großherzöge von
Baden 1806-1918. Regensburg, 2007,
240 S., Abb.
„Das schönste Land in Deutschlands
Gau'n..." - als das Badnerlied um 1865
gedichtet wurde, regierte Großherzog
Friedrich I., der „ewige Landesvater" (Regierungszeit
1856 bis 1907). In seine Zeit
fallen bedeutende Reformen, die Baden
zu einem der modernsten Staaten des
Deutschen Bundes und später des Deutschen
Reiches machten. Dazu gehörte etwa
die Trennung der Justiz von der Verwaltung
durch die Einführung selbständiger
Amtsgerichte im Jahr 1856. Eisenbahn
und Wasserwege wurden weiter ausgebaut
, industrielle Zentren wie Mannheim
oder Lahr entstanden. Auch die beiden
Hochschulen des Landes wurden gefördert
, das Polytechnikum in Karlsruhe gegründet
. In Versuchs- und Lehrgütern
konnten Landwirte neue Kulturpflanzen
und Anbautechniken kennenlernen. Der
Tabakanbau wurde gefördert, aber auch
das Kunst- und Kulturleben. Die Akademie
der bildenden Künste, die Karlsruher
Kunsthalle, die Kunstgewerbeschule legen
Zeugnis davon ab. Zur liberalen Regierungspolitik
gehörte auch der Abbau von
Handels- und Gewerbebeschränkungen.
Vor allem das Gesetz über die bürgerliche
Gleichstellung der Israeliten 1862 ist ein
Ruhmesblatt für Baden unter Friedrich,
der 1896 auch Kontakt mit Theodor
Herzl, dem Begründer der zionistischen
Bewegung hatte und dessen Bemühung
um einen eigenen jüdischen Staat Sympathie
entgegen brachte. Den großen Auftritt
hatte Friedrich dann bei der Proklamation
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