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Neue Literatur
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landschaft, wie man nach der Lektüre des
Buches erneut feststellen kann. Der
Schriftsteller und Europäer Rene Schicke-
le hat es so formuliert: „Das Land der Vo-
gesen und das Land des Schwarzwaldes
waren wie die zwei Seiten eines aufgeschlagenen
Buches." Woltersdorff hat nun
die eine Seite dieses Buches beschrieben.
Karten und Stadtpläne sind ihm beigegeben
, so daß der Schritt zum Besuch vor
Ort nicht schwer fallen kann. Kleine Ergänzungsfunde
kann jeder interessierte
Literaturfreund leicht nachtragen, etwa
den, daß der französische Kriminalautor
George Simenon mehrmals das Elsaß als
Schauplatz oder Herkunftsort seiner Figuren
gewählt hat (das Pfarrhaus in Boux-
willer oder das Münstertal in „Relais
d'Alsace").
Martin Ruch
Striebig, Thomas: Wanderungen durch
die Vogesen. 16 Rundtouren durch
Nord-, Mittel- und Hoch vogesen. Kehl,
2008,320 S., 32 Abb., 10 Karten.
Ohne eine verlässliche Wanderkarte
im Rucksack wird man mit dem groben
Übersichtsmaterial in diesem Buch zwar
unweigerlich Probleme vor Ort haben.
Dennoch ist dieser Wanderführer den Lesern
der „Ortenau" zu empfehlen: er motiviert
bestens, die elsässische Nachbarschaft
entweder erstmals oder aber vertiefend
kennen zu lernen. Und das nicht in
kurzen Nachmittagswanderungen, sondern
teilweise in mehrtägiger Aktivität.
Das Buch enthält viele interessante Details
zu Alltag und Geschichte der Landschaft
, der Burgen, Klöster und Menschen
und liest sich leicht als ein unterhaltsamer
Kulturführer. Den Ortenauer Wanderfreunden
als Geheimtipp zu empfehlen:
die Touren im weithin unbekannten, romantischen
Dollertal rund um den Ballon
d'Alsace, an der Grenze zum Sundgau.
Martin Ruch
Herden, Ralf Bernd: Strassburg - Belagerung
1870 - Europas Hauptstadt im
Spannungsfeld der deutsch-französischen
Auseinandersetzungen, Band
2006/17 der Diskussionspapiere der
Fachhochschule Kehl, Hochschule für
öffentliche Verwaltung, 2006,198 S.
Es gab - früher - sogenannte „Lesebücher
" welche den Erwartungen, auch gehobenen
, von allen und jedem gerecht
wurden. Weil sie eben angenehm ,lesbar',
vielseitig und erquicklich belehrend waren
. Solch nostalgische Überlegungen
steigen nach der Lektüre des Buches von
R.B. Herden hoch. Und da es des Verfassers
„wichtiges Anliegen (ist), beiden Seiten
gerecht zu werden", erfährt man über
die Belagerung von Strassburg alles Wissenswerte
, und zwar sowohl aus den deutschen
als auch aus den französischen Berichten
und Kommentaren. Eine wohltuende
Objektivität, welche bei dem Thema
wohl Seltenheitswert haben dürfte.
Hinzu kommt - aus dem Titel nicht ersichtlich
und sozusagen als Beilagen -,
dass der Autor diverse kürzere oder auch
längere Exkurse zwischen die Kapitel eingewoben
hat, die mit der Belagerung von
1870 meist kaum etwas zu tun haben, aber
angenehme Bereicherungen für die allermeisten
Freunde und Kenner der „wunderschönen
Stadt" sein dürften. Chronologisch
führen diese historischen Schnäppchen
von der Römerzeit bis zur Besatzungszeit
1940-1944, über Karl den Großen
, die Besuche Friedrichs des II. oder
auch Wilhelms des IL, diverse Köpenicki-
aden, die Geschicke des Strassburger
Münsters im II. Weltkrieg und sogar in
das sonderbare Gefüge der Henkerfamilie
Grossholz, dessen Windungen bis in das
heute noch berühmte Pariser Wachsfigurenkabinett
der Strassburgerin Madame
Truffaut (geborene Grossholz...) führen.
Dementsprechend vielseitig und oft überraschend
sind deshalb auch die Quellenbelege
, die außer den deutschen und französischen
Standardwerken und Berichten
auch auf Josef Goebbels Tagebücher oder
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