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Neue Literatur
schaft Impulse setzten. Diese Äbteliste ist
zentrales Thema der Arbeit, wenn es auch
notgedrungen nicht alle 98 Äbte sein
konnten, die hier vorgestellt sind. Immerhin
noch 30 prägende Persönlichkeiten
stellt Winfried Lederer in einer qualitativ
hochstehenden Arbeit vor, deren großer
Bildanteil besondere Anerkennung verdient
. Die Äbte werden in ihren zeitgeschichtlichen
Kontext gestellt, ihre Haltung
also zur Reformation erläutert, als
Gengenbach für Jahrzehnte eine protestantische
Stadt war, oder aber ihre
schließlich erfolgreichen gegenreformato-
rischen Betätigungen geschildert. Lederer
weist auf noch bestehende Wissenslücken
hin, etwa bei der Frage nach dem musikalischen
Wissen des Abtes Paulus Seeger.
Eine derzeit in Arbeit befindliche Studie
zu Musik und Kultur im Gengenbacher
Kloster, die als zweiter Band der Reihe erscheinen
wird, kann hierzu Neuigkeiten
aus dem Karlsruher Generallandesarchiv
vorstellen. Denn Abt Paulus war selbst
Komponist und schrieb an die Markgräfin
Sibylla Augusta: „Ich erfreche mich ein
teutschen Gesang zu dem heyl. Grab bey-
zulegen. Ich habe nur die musique gemacht
, zu einem rechten Text habe keine
Zeith gehabt." Die rundum empfehlenswerte
Arbeit schließt mit einer Würdigung
des Pater Coelestin, dem Erfinder einer
Brückenwaage.
Martin Ruch
von Burg und Stadt waren. Sie entstammten
einer einst hochstehenden Adelsfamilie
, mußten aber zuletzt als Soldritter oder
über reiche Heiraten ihr Dasein fristen. In
der „Schweizer Chronik" (1534-36) des
Aegidius Tschudi wird der letzte Urslin-
ger skizziert als „ein armer verdorbner
Bettelhertzog, sass ze Schiltach am
Schwartzwald". Schließlich mußten die
Urslinger dem Haus Württemberg weichen
. Harter stellt in seinem hervorragend
ausgestatteten Buch die abenteuerliche
Geschichte des Geschlechtes vor und dessen
enge und spezielle Beziehungen zum
Kinzigtal. Eine aus Sandstein gehauene
monumentale Grabplatte in der Klosterkirche
Wittichen zeigt das Urslinger-Wappen
, die drei Schilde, die später und bis
heute zum offiziellen Wappen der Stadt
Schiltach wurden. Bis heute lebt hier die
Erinnerung an das alte Geschlecht weiter,
nicht zuletzt auch im elsässischen Rap-
poltsweiler und dem schweizerischen
Tiengen, wo sie ebenfalls begütert waren.
Harter zeigt in diesem Werk beispielhaft,
wie man selbst mittelalterliche Adelsgeschichte
attraktiv für die Gegenwart
schreiben kann: Auf der Höhe der aktuellen
Forschung, die einschlägige Literatur
solide berücksichtigend, flüssig geschrieben
, gutes Bildmaterial bereitstellend und
in Zusammenarbeit mit einem guten Gestalter
.
Martin Ruch
Harter, Hans: Die Herzöge von Urslin-
gen in Schiltach. Adlige Existenz im
Spätmittelalter. Beiträge zur Geschichte
der Stadt Schiltach, Bd. 5. Schiltach,
2008,108 S., viele Abb., z. T. farbig.
In der im Jahr 2004 begründeten Reihe
„Beiträge zur Geschichte der Stadt Schiltach
" wurden bislang die Themen Flößerei
, das Reichenbächle, der „Teufel von
Schiltach" und aktuelle Stadtfotografie
präsentiert. Hier folgt nun eine Episode
aus der mittelalterlichen Stadtgeschichte,
als drei Herzöge von Urslingen die Herren
Freiburger Diözesan-Archiv, Zeitschrift
des Kirchengeschichtlichen Vereins des
Erzbistums Freiburg, 127. Band, Freiburg
2007, 398 S.
Dem allseits hochgeschätzten ehemaligen
Erzbischof Oskar Saier (1932-2000)
haben Paul Wehrle und Christoph Schmi-
der den einleitenden Nachruf geschrieben,
der Wirken und Verdienste des Oberhirten
würdigt. Ulrike Laule stellt Überlegungen
an zu Gestalt und Datierung der Westtürme
des Konstanzer Münsters. Raimund
Hug berichtet über Komponisten, die im
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