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Gerhard Finkbeiner
Springboard
(Der Wettkämpfer hat an einem 1,70 Meter hohen Baumstamm mit der Axt
eine Kerbe zu schlagen, in welche ein Trittbrett, das sogenannte Springboard
, eingesteckt wird. Auf diesem Brett stehend muss der Teilnehmer
den 27 Zentimeter dicken Baumstamm mit der Axt durchtrennen.)
Als Zuschauer ist man immer wieder fasziniert, welch hochkonzentrierten
Einsatz die einzelnen Disziplinen erfordern! Der Wechsel zwischen
Kraft, Gewandtheit und Erfahrung macht diesen Sport überaus reizvoll.
Und es ist ein Männersport, der das Kind im Manne nicht vergisst. Dem
Beherrschen von PS steht Technik und Tüfteln entgegen, denn jeder Teilnehmer
präpariert seine Kettensäge auf eigene Weise. Und dank des Wett-
kletterns kommt auch der Spieltrieb nicht zu kurz. Die Königsdisziplin ist
jedoch zweifellos das Springboarden!
Schuttertal, Weltrekord-Ort im „Springboarden"
Das Springboarden kommt wie alle Eurojack-Disziplinen aus dem realen
Holzfällerleben und hat seinen Ursprung in den Wäldern Kanadas und den
Staaten der nordamerikanischen Westküste, in Kalifornien, Oregon und
Washington. Die gewaltigen jahrhundertealten Baumriesen (spruce, red
cedar, douglas fir, hemlock, pine) mit oft mehreren Metern Durchmesser
wurden zur Zeit des Holzbooms um 1900 noch ausschließlich mit Zugsäge
und Axt gefällt. Um eine waagrechte Stand- und Arbeitsfläche oberhalb
des meist mächtigen Wurzelstocks zu schaffen, erfanden die Holzfäller das
sogenannte „springboard". „Fallers make undercut on big trees, working
on springboards in Square notches to get into softer wood above spread-out
base", so beschreibt es Ralph W. Andrews in seinem Buch „Timer - Toil
an Trouble in the big Woods".2
Die Schwerarbeit von einst ist heute eine spektakuläre Sport-Disziplin
außerhalb des Eurojack-Wettbewerbs, die darin besteht, die Spitze eines
möglichst hohen Baumes zu kappen. Dazu arbeitet sich der Sport-Holzfäller
mittels zweier Springboards am Stamm empor. Die Trittbretter sind circa
1,50 Meter lang und an einem Ende mit Eisen verstärkt. Der Holzfäller
schlägt mit der Axt eine Kerbe in den Stamm, verkantet darin sein Springboard
und hat nun eine Standfläche zum Arbeiten; das zweite Springboard
kommt in die nächsthöher gesetzte Kerbe. So arbeitet sich der Holzfäller
Meter um Meter, Kerbe um Kerbe, Brett um Brett den Baumstamm umrundend
empor. Bei den 27. Internationalen Schwarzwälder Holzfällermeisterschaften
im Jahr 2006 schaffte der Franzose Gilles Giguet mit 40 Höhenmetern
einen Weltrekord. Auf dem Weg zur Spitze musste der Zimmermann
aus den französischen Alpen 33 Kerben in die 40 Meter hohe
Douglasie schlagen. Nach 49 Minuten und 400 Axtschlägen hatte er das
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