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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 44
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Cornelius Gorka

dritten musste einer aus der amerikanischen Zone mit Bild genommen
werden. So lösten wir dann Fahrkarten bis in die Pfalz. Der Zug hielt normalerweise
nur in Rastatt und fuhr dann ohne Halt durch Karlsruhe bis
über den Rhein. Aber wenn man mit dem Lokführer sprach und Lebensmittel
dabei hatte, hielt der Zug kurz im Karlsruher Bahnhof oder fuhr zumindest
so langsam, dass man gefahrlos abspringen konnte." Durch die
damalige „Bizone" ging es dann weiter nach Köln.

Dort verschafften sich die Nordracher eine Startberechtigung unter den
Namen der fremden Ausweise. Kurt Spitzmüller startete daher unter dem
Namen „Müller" für den ASV Köln und absolvierte den 100- und den
200-Meter-Lauf, wo er leider in den Vorläufen ausschied. Besser verlief
aber der Weitsprung: Im ersten Sprung schaffte er 6,48 Meter („bei miserabler
Anlage") und im zweiten 5,98 Meter. Die Kampfrichter schrieben
aber einen Meter mehr auf, was Spitzmüller dann die deutsche Vizemeisterschaft
beschert hätte. Als fairer Sportsmann wollte er aber nicht auf
diese Weise berühmt werden, vor allem nicht unter einem falschen Name.
In mühsamen Gesprächen gelang ihm dann endlich, die Kampfrichter von
der richtigen Weite zu überzeugen.

Es war nicht der einzige „überzonale" Ausflug: Weil der Göttinger Student
Wolfgang Wünsche den ASV Nordrach in den Semesterferien verstärkte
, reisten auch die Nordracher gelegentlich zur Verstärkung der Göttinger
Mannschaft an. Um bei den Deutschen Meisterschaften in Nürnberg
1948 teilnehmen zu können, hatte sich Kurt Spitzmüller wieder einen Ausweis
für die englische Zone auf den Namen „Krumme" besorgt und wollte
für den SV Göttingen 05 starten. Er berichtet schmunzelnd: „Acht Tage
vor den Meisterschaften kam die Nachricht, dass Sportler der französischen
Zone doch noch teilnehmen und nachgemeldet werden könnten. Als
wir dann in Nürnberg ankamen, stellte ich im Programm fest, dass ich für
drei Vorläufe über 100 und 200 Meter gemeldet war: Als Kurt Spitzmüller
vom ASV Nordrach, als ,Krumme' vom SV Göttingen 05 und als JVIüller'
vom ASV Köln! Aber ich lief dann erstmals bei Deutschen Meisterschaften
unter meinem eigenen Namen im Vorlauf und im Zwischenlauf."

1948 errang der ASV Nordrach bei den Bezirks-Waldläufen auf den
Mittelstrecken Sieg und Titel in der Einzel- und in der Mannschaftswertung
mit Bieser, Spitzmüller und Schmid. Bei den Meisterschaften der
französischen Zone in Neustadt/W. zeichneten sich die Nordracher Leichtathleten
durch Siege in den beiden Sprintstaffeln und im Weitsprung aus.
Im Endlauf über 200 Meter starteten fast nur Nordracher; nur ein Steines
aus Koblenz war kein Nordracher. Bei so einer Massierung im Endlauf als
Eröffnung des Sonntagnachmittags fragten viele: „Nordrach, wo liegt
denn das?". Die Erfolge in den Sprint-, Sprung- und Staffeldisziplinen
brachten einen starken publizistischen Erfolg für den Verein, so dass die
Presse anerkennend vom „Leichtathletik-Dorf Nordrach" sprach.


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