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Cornelius Gorka
prämien in Naturalien schnell herumgesprochen und war sehr beliebt.
Nach der Währungsreform wurden die Torten und Fresspakete dann durch
Pokale, Kirschwasser und Wein ergänzt.
Mit der Lockerung der Zonengrenzen stieg auch die Resonanz von
bundesdeutschen Spitzensportlern. Beim Maisportfest 1950 gingen 300
Aktive und Jugendliche an den Start, davon 17 ehemalige Deutsche Meister
und Jugendmeister. Darunter befanden sich beispielsweise der Langstreckenmeister
Otto Eidel oder der dreimalige Sprint-Europameister
Heinz Fütterer, der hier erstmals die 100 Meter unter 11,0 Sekunden lief.
Sogar der Leichtathletik-Reichstrainer Rüßmann soll auch einmal zum
Sportfest gekommen sein. Tatsächlich hatte das Sportfest mittlerweile
bundesweite Bekanntheit erlangt und begründete einmal mehr Nordrachs
Ruf als „schnellstes Dorf der Republik", wie Kurt Spitzmüller stolz bemerkt
.
Das Maisportfest zog immer mehr Besucher an und bescherte dem Verein
wichtige Einnahmen. Kurt Spitzmüller erinnert sich, dass einmal sogar
10.000 Karten verkauft wurden. Der Kurpark sah danach aber auch wie
ein Schlachtfeld aus.
Das Publikum war mit Veranstaltungen in der Nachkriegszeit keineswegs
verwöhnt und bekam in Nordrach immer wieder interessante Wettkämpfe
geboten. Auch war die Sportveranstaltung zusätzlich noch mit einer
Theatervorführung („Der Vogt auf Mühlstein") sowie einem Dorffest
verbunden und bildete für die Nordracher einen der Veranstaltungshöhepunkte
im Jahr.
Auf dem Höhepunkt der Erfolge kam aber leider das überraschende
Aus für das beliebte Sportfest: Beim Maisportfest 1951 waren auch der
Sportwart und weitere vier Vorstandsmitglieder des Deutschen Leichtathletikverbandes
(DLV) anwesend und nahmen die Veranstaltung genau unter
die Lupe. Hinterher kritisierte der Verband massiv die nicht immer
dem internationalen Regelwerk entsprechenden Wettkampfbedingungen,
unter denen sogar Mitglieder der Nationalmannschaft antreten würden.
Auch glaubten die Funktionäre, dass die Athleten im Lungenkurort Nordrach
der Infektionsgefahr durch Tuberkulose ausgesetzt seien! Der DLV
beschloss daraufhin, die in Nordrach erzielten Ergebnisse nicht mehr in
die deutsche Bestenliste aufzunehmen, da diese eher „bergsportfestähn-
lichen Charakter" hätten.
Kurt Spitzmüller kann das Verhalten der damaligen Funktionäre bis
heute nicht verstehen: „Auch wenn nichts da ist, kann man was machen".
Gerade auf dem Lande habe es damals noch wenige leichtathletische Stadien
gegeben und so habe man eben improvisieren müssen.
Mit dieser Entscheidung war dem Nordracher Maisportfest der Todesstoß
versetzt worden. Denn die Veranstalter glaubten, dass künftig keine
Spitzensportler mehr (ohne Anerkennung ihrer Leistungen) kommen und
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