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Kurt Spitzmüller
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dadurch der Zuschauerstrom versiegen würde. Auch hatte das Maisportfest
allmählich Konkurrenz durch andere Veranstaltungen in der Region
bekommen. 1952 fand kein Sportfest mehr statt. Damit verschwand aber
auch die entscheidende Einnahmequelle des Vereins für die Finanzierung
der Wettkampfreisen. Reaktivierungsversuche gab es keine. In der sich
nun breitmachenden Enttäuschung und Resignation beschloss die Vorstandschaft
des Vereins, die Leichtathletikabteilung aufzulösen, da ihr der
DLV die finanzielle Lebensgrundlage entrissen hätte.
Doch bevor es soweit war, gelang Kurt Spitzmüller mit der Nordracher
Sprintergarde im Juli 1951 noch der oben genannte schöne Erfolg beim
Internationalen Sportfest in Basel, bei dem Nordrach als „schnellstes Dorf
der Welt" bekannt wurde. In den folgenden zwei Jahren bestritten die Athleten
zwar noch einzelne Wettkämpfe, aber Ende 1953 gehörte die Leichtathletikabteilung
endgültig der Vergangenheit an. Auch Kurt Spitzmüller
beendete seine sportliche Karriere und wechselte in die politische Laufbahn
.
apolitischer Werdegang
Durch seine sportlichen Erfolge und durch sein Kurheim
war Kurt Spitzmüller weit über Nordrach hinaus
bekannt geworden. Da er zudem im Vorstand des ASV
Nordrach und des Südbadischen Leichtathletikverbandes
saß, wurde er schon bald auch für die politischen
Parteien interessant. Eine Kandidatur auf der Liste einer
Partei lehnte er aber zunächst ab. Er wollte neutral
bleiben: „Zu wem ich auch gehe, ich verärgere die anderen
". Er wich der Politik zunächst über den Sport
aus. Aber gerade der Sport sollte ihn schließlich in die
Politik führen: 1947 plante der südbadische Landtag
ein neues Gesetz zum Feiertagsschutz. Der erste Gesetzentwurf
sah dabei ein völliges Sportverbot an
Sonn- und Feiertagen vor Ende des Hauptgottesdienstes
vor. An etlichen Feiertagen galt ein totales Verbot ohne Ausnahmemöglichkeiten
, während für die Jagd Ausnahmen durch das Landratsamt
genehmigt werden konnten. Kurt Spitzmüller erkannte, dass hier gehandelt
werden musste. Er initiierte eine Unterschriftenaktion, die schließlich
20.000 Unterschriften (davon 1200 von CDU-Mitgliedern) einbrachte.
Diese Aktion bewirkte schließlich, dass der Landtag den Gesetzentwurf
änderte. Das neue Landesgesetz über den Schutz der Sonn- und Feiertage
vom 26. Februar 1948 (Bad. GVB1. 1949, S. 459) erlaubte wieder grundsätzlich
Sportveranstaltungen an Feiertagen.
Nach diesem Erfolg trat Spitzmüller 1948 der FDP/DVP bei. Aus
Kurt Spitzmüller
als junger Bundestagsabgeordneter
1957
(Foto: privat
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