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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 60
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Gertrude Siefke

freut, als sie im Fernsehen zusehen konnten, wie Sie sich souverän die
Deutsche Meisterschaft im Hochsprung holten". Das Stadtoberhaupt
wünschte für die Olympischen Spiele recht viel Erfolg: „Wir alle werden
Ihnen die Daumen drücken."

Doch zunächst stand eine lange Vorbereitungszeit an. Die Schule blieb
schon mal links liegen. Ellen Mundinger erinnert sich an die „unheimlich
vielen Fehltage in der zwölften Klasse". Nicht jeder Lehrer zeigte Verständnis
. Erwartet wurde, dass am Tag nach einem Wettkampf (auch wenn
er in Berlin oder München stattfand) die Schulbank Priorität hatte. Nachhilfe
oder spezielle Förderung waren damals noch Fremdworte. Schließlich
reichte es, dass die Klassenkameraden aushalfen. Das Abitur sollte für Ellen
Mundinger keine allzu große Hürde darstellen.

Gemeinsam mit ihren ärgsten Konkurrentinnen, mit Ulrike Meyfahrt
und Renate Gärtner, ging es nach Schongau ins Trainingslager. Die Drei
verstanden sich ausgezeichnet, was die Trainer nicht sonderlich begrüßten.
Während sich die Übungsleiter von einer Rivalität unter den jungen Frauen
einen Leistungsantrieb erhofften, sahen sich die Sportlerinnen als Einheit.
Schaffte eine von ihnen eine besondere Höhe, freuten sich die beiden anderen
mit ihr: „Wir waren super gute Freundinnen." Es war eine „unheimlich
schöne Zeit".

Dann begannen die XX. Olympischen Sommerspiele. Offenburg hatte
seine erste Olympionikin. Die Sportlerinnen und Sportler wurden eingekleidet
, zum Einmarsch ins Stadion trugen die Frauen „wahnsinnig kurze
Miniröcke". Alles war ungemein „umtriebig", es herrschte ein enormer
Rummel. Total fasziniert war Ellen Mundinger von der Internationalität:
„Alle haben versucht, sich miteinander zu verständigen." Zum ersten Mal
habe sie sich als Kosmopolitin gefühlt. Ob dieser intensive Austausch auch
heute so stattfindet, wagt Ellen Mundinger zu bezweifeln. Ihre Kollegen
anno 2009 sieht sie als „moderne Strafgefangene", die auf Schritt und Tritt
überwacht werden. Da herrschte vor über 35 Jahren noch richtig Freiheit:
Völlig unbedarft sei man gewesen. Mit den gegenwärtigen Bedingungen
für Leistungssportler lassen sich die 70er Jahre sowieso nicht vergleichen.
„Wir waren noch totale Amateure." Der Sport war eine „schöne Nebensache
", aber: „Wir wussten, dass wir davon nicht leben konnten."

Alle drei deutschen Hochspringerinnen schafften die Qualifikation für
den Endkampf. Natürlich sei es etwas Besonderes gewesen, mehr aber auch
nicht. In einem späteren Interview meinte Ellen Mundinger, dass sie „zu
wenig aufgeregt"3 gewesen sei: Mit einem Mehr an Nervosität hätte sie sich
vielleicht noch steigern können. Sei's drum. Am Abend vor der Entscheidung
hörte sie sich ihre Lieblingsmusikstücke an, darunter Schuberts Impromptu
. Dann begann am 4. September 1972 der Wettstreit um olympisches
Edelmetall vor 80000 Zuschauern im ausverkauften Stadion. „Ich habe
mich über jede gesprungene Höhe gefreut." Doch bei 1,82 Meter war


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