http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0093
Turnlehrer Baumann
93
senschaftliche Beigabe „Ueber den Zweck und die Methode des Zeichenunterrichts
an Gymnasien" hervorgetan. In der Schulchronik von 1840/41
(S. XIII) rühmt Direktor Weißgerber Gaggs Vermessungspraktikum beim
Badhaus und die daraus hervorgegangene lithographischen Veröffentlichung
mit den Schülern des vierten Kurses der Höheren Bürgerschule.
Auch Gagg war für Baumann ein angenehmer Chef und beherzter Mitstreiter
für die Belange des Sports, musste dann später aber für sein politisches
Engagement während der Offenburger Revolution 1848 mit dem Verlust
seines Amtes zahlen. Als gebrochener Mann hat er später mit seinen noch
unveröffentlichten „Aufzeichnungen" ein bewegendes Zeugnis dieser Zeit
abgelegt.10
Im Schuljahr 1844/45 macht Baumann durch die Deputatsübernahme
des strafversetzten Weißgerbers (wahrscheinlich unbezahlte) Überstunden.
Mit neun Stunden ist er allein in den beiden Abschlussklassen in den altphilologischen
Fächern eingesetzt, dazu kommt wieder der komplette
Schulsport. Gagg, jetzt offiziell ernannter Gymnasiumsdirektor, vermeldet
nach Angabe der Schülerzahlen (nur 79), Dank für die Bücherstiftungen an
die Gymnasiumsbibliothek und Festsetzung der Preisverleihungen auf
Samstag, den 12.9. halb 3 Uhr im Salmensaal im Schulprogramm (S. 16)
unter Gymnastischen Uebungen: „Dieselben fanden statt an vier Abenden
der Woche einschließlich der besonderen Einübung der Vorturner, nach
dem Plane von Eiselen (Merkbüchlein, Turntafeln und dem neuesten
Schriftchen „Ueber die Anlegung von Turnplätzen und Leitung von Turnübungen
(Berlin 1844) unter Leitung des Gymnasiallehrers Baumann. Um
bei Ermanglung eines Schwimm-Meisters das Baden gefahrlos und für die
Erlernung des Schwimmens möglichst vorteilhaft zu machen, wurden die
Schüler nach einer von der Direction veranstalteten Schwimmprobe in 4
Schwimmklassen abgeteilt, und einer jeden derselben als des Schwimmens
kundige grössere Schüler als Aufseher und Unteraufseher zugetheilt; über
sämmtliche Schwimmklassen wurde ein Oberaufseher nebst Substituten
bestellt". Schwimmen konnten die Schüler des Gymnasiums im mühsam
erkämpften Gymnasiumsbad am unteren Mühlbach, zu dem sie auf kürzestem
Wege durch die westliche Kreuzgangpforte rechts neben der Kirche
über das Kinzigtor am Bach entlang geführt wurden, selbstverständlich
streng getrennt von den Volksschülern, den Armen und dem weiblichen
Geschlecht.
Für Baumann mag das neben seinem vergrößerten Deputat eine ziemliche
Zusatzarbeit gerade in den sommerlichen Abendstunden bedeutet haben
. Trotzdem schaffte er es noch obendrein, zum diesjährigen Schulprogramm
eine 40 Seiten umfassende, intellektuell anspruchsvolle „Wissenschaftliche
Beigabe" fertig zustellen, die umfangreiche literarische Recherchen
notwendig machte.11 Sie verbindet Baumanns Persönlichkeitsbild des
gelehrten Humanisten mit dem des kämpferischen Turners und trägt den
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0093