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Manfred Merker
richten einschließlich Vorbereitungen und Korrekturen, abends mit dem
Schulsport voll in Anspruch genommene Pädagoge noch Zeit fand, sich
wissenschaftlich in ein so anspruchsvolles Thema einzuarbeiten, verdient
großen Respekt, zumal in diesem Schuljahr noch ganz andere Aufgaben
auf ihn zukommen sollten.
Im Schuljahr 1845/46 „beehrte Herr Geheimer Hofrath Kärcher als landesherrlicher
Commisssär die Anstalt mit einem Besuche, und nahm von
jenem Tage an bis den 21. desselben Monats die Inspection des Gymnasiums
vor." So resümiert Direktor Gagg im Schulprogramm (S. 4) diesen unter
Lehrern so gefürchteten Routine Vorgang. Unter „Statistisches" zählt er
7 Hauptlehrer, 2 Nebenlehrer und 99 Schüler. Baumann unterrichtet nach
wie vor Griechisch, Latein und Geschichte, der Zeichenunterricht wird
durch Erwerb einiger „Gyps-Modelle" bereichert, auch „auf die Turnapparate
wird eine namhafte Summe verwendet." Turnen und Schwimmen läuft
wieder unter Baumanns Regie. „Als ein Mittel zur Förderung einer guten
Disciplin und zur Hebung des Privatfleisses werden Censuren eingeführt,
die vierteljährig in Gegenwart sämmtlicher Lehrer und Schüler Statt finden
." Auch im Programm der feierlichen Preisverteilung am 12. September
1845 im „Großen Saale des Gasthofs zum Salmen" spiegelt sich noch
einmal der friedlich-humanistische Geist der Biedermeierzeit am großherzoglich
-badischen Progymnasium zu Offenburg. In der lateinischen Rede
des Schülers Kosmas Weber (OberV.) über Ciceros Sentenz „haec studia
adolescentiam acuunt, senectutem oblectant" (,diese Studien schärfen den
Geist der Jugend und erfreuen das Alter') folgt „die Elfenkönigin" für Sopran
, Alt und Tenor, „ein Flötenconcert vorgetragen von Timotheus Merkel
", ein Thema aus der Oper „Die Puritaner zu vier Händen" und das ver
sacrum von Uhland. Vor der „kurzen Rede des Directors" singt der schon
ferienfrohe Männer- und gemischte Chor „Der Sänger Fröhlichkeit" von
W. A. Wohlbrück. Danach erfolgte die Preisverteilung, sonntags drauf der
gemeinsame Schlussgottesdienst in der Gymnasiumskirche. Es sollte für
Baumann der letzte in Offenburg sein. Als die neu eintretenden Schüler,
„mit Tauf- und Impfschein versehen", sich am 26. Oktober bei der Direktion
meldeten, war er schon nicht mehr vor Ort.
Ende des Schuljahres 1846/47 wird der Gymnasiallehrer Karl Baumann
„nach allerhöchster Entschließung aus Grossherzogl. Höchstpreisl. Staatsministerium
vom 10. August 1846 Nr. 1405" an das Lyceum in Freiburg
versetzt. Der „Großherzogl. Ober-Kirchenrath" in Karlruhe reagiert
prompt: Mit Schreiben No. 21677 vom 22.8.1846 geruht man, „Lehrer
Baumann mit seiner bisherigen Besoldung von 700 fl. auf die durch die
Versetzung des Lehrers Bäder erledigte Lehrerstelle am Lyzeum zu Freiburg
allergnädigst zu versetzen". Über den gymnasialen Verwaltungsrat für
den Gymnasiumsfonds in Offenburg erging eine Mitteilung an die Direktion
zur Benachrichtigung Baumanns. Das Schulprogramm enthält die la-
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