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Von der Badelust am Schutterstrand
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Die Strohstofffabrik stellte aus Stroh einen Grundstoff für Papier her. Die
giftigen Abwässer trübten nicht nur die Schutter, sondern auch die
Gemüter der Talbewohner und ihr Verhältnis zu deren Geschäftsführer
Ludwig Auerbach (1840-1882). Anders als sein bis heute noch bekanntes
Lied „O Schwarzwald, o Heimat" geriet das Unternehmen wegen der
Konkurrenz der ergiebigeren Zellulose aus Holz schon bald in
Schwierigkeiten und ging in Konkurs.
Im April 1892 beschloss der Lahrer Stadtrat, ein Frauenbad einzurichten
, das dann im folgenden Jahr fertig gestellt war. Gleichzeitig aber wurde
das Baden an allen Plätzen außerhalb der Badeanstalten verboten.
Wie man sich das Bade vergnügen in den Anfängen vorzustellen hat? In
Lahr wurde ab 1800 aber ein Kalender gedruckt, in dem man sehen konnte
, wie man sich das Bade vergnügen vorzustellen hat. Nach wenigen Jahrgängen
, in denen der Lahrer Hinkende Bote ohne Monatsbilder erschien,
ließ Johann Heinrich Geiger einen Holzstecher für jeden Monat ein Bild
anfertigen. Das war nicht seine Idee, genau so wenig wie die, für den Monat
Juni eine Badeszene zu bringen. In anderen Kalendern gab es solche
Bilder schon vor 1800. In Kalendern, die etwas weiter im Norden Deutschlands
gedruckt wurden, kam das Baden erst im Juli dran. (Abb. 1)
Fünf allem Anschein nach junge Burschen - natürlich keine Mädchen -
vergnügen sich am und im Wasser. Sie sind nackt, sehr sportlich sehen sie
nicht aus. Weit und breit gibt es kein Zeichen einer Ansiedlung. Die Botschaft
ist deutlich: schwimmen und baden ja, aber, bitteschön, weit außerhalb
, und dann auch nur mit einem Rettungsboot im Wasser.
Abb. 1:
Kalenderbild bis
einschließlich
1830
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