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Martin Ruch
Unsere Meinung ist jedoch, daß wir nicht notwendig haben, unsere
Turnhallen den Juden zur Aufbügelung ihrer Gesundheit zur Verfügung zu
stellen."
Das war allerdings schon längst auch die Meinung des Dr. Rombach gewesen
, wie aus seinem Schriftverkehr mit dem Deutschen Gemeindetag
hervorgeht, der im September 1934 eine Aufstellung gewünscht hatte über
die Vergabe von Räumen an jüdische Sportler. Dr. Rombach antwortete damals
nämlich, alle Plätze und Hallen seien in Offenburg durch andere Vereine
in Anspruch genommen. „Es wäre dem Antrag aber auch (...) aus
prinzipiellen Gründen nicht entsprochen worden."
Es war also eindeutig eine Lüge, wenn er auf den erneuten Antrag vom
30. November 1934 der nun „jüdischen Sportgemeinschaft" antwortete, es
bestünden an sich gegen eine derartige Zuteilung keine Bedenken, allerdings
sei die Raumnot in Offenburg außerordentlich hoch, „weshalb ich
bezweifle, daß Ihrem Antrag stattgegeben werden kann ". Der Frechheit die
Krone auf setzte Dr. Rombach mit der abschließenden Bemerkung, „daß
es doch möglich sein müßte, dass der jüdische Sportverein sich geeignetes
Gelände für einen Sportplatz kaufen könnte."8
Dieser Antrag der jüdischen Offenburger Sportjugend vom 30. November
enthielt aufschlußreiche Hinweise: „Am 17.11.34 wurde hier eine Jüdische
Sportgemeinschaft gegründet, deren Leitung mir übertragen worden
ist. Sie zählte zunächst etwa 40 Mitglieder, von denen eine erhebliche Zahl
sich früher in den hiesigen Turn- und Sportvereinen betätigten. (...) Ich
darf noch bemerken, daß die Sportgemeinschaft dem Sportbund im Reichsbund
jüdischer Frontsoldaten angeschlossen und dadurch dem von den
Herrn Reichssportführer genehmigten Reichsausschuß jüdischer Sportverbände
untersteht. (...) Dr. Walter Schweriner."
Der erwähnte Sportbund war 1933 auf nationaler Ebene gegründet worden
als Auffangorganisation für die nun aus den allgemeinen Sportvereinen
ausgeschlossenen jüdischen Sportlern.
Da die Offenburger Sportgemeinschaft immer noch nicht nachgab,
mußte sich die Stadt weiter kümmern. Sie wandte sich an die „Deutsche
Jugendkraft"9 mit der Bitte, für einen Abend den von der DJK gepachteten
Sportplatz am unteren Angel freizugeben. Die Antwort der jungen Christen
ist ein Trauerspiel und kein Ruhmesblatt in der Geschichte der katholischen
Jugendbewegung: „Die deutsche Jugendkraft wäre bereit, den Montag
abend abzutreten; nachdem sie aber hörte, daß es für eine jüdische Organisation
ist, wurde ausdrücklich verlangt, daß es der Wille der Stadt ist,
daß dem Jüdischen Verein der Platz überlassen wird, damit es nicht heißt,
das frühere Zentrum hätte mit den Juden Gemeinschaft."10
Und da dies nach den oben bereits ausführlich dargestellten Aktenstücken
selbstverständlich niemals Wille der Stadt gewesen sein konnte, erging
am 4.5.1935 mit „Heil Hitler!" nun die endgültige Absage an die jüdi-
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