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Günther Zeeb
Schwierigkeiten mit dem völlig verharzten Ball. In meinen ganzen 53 Jahre
als aktiver Handballer hatte ich noch nie Harz gebraucht und benutzt.
Die Unsitte wird nun aber auch bei uns einfach nicht mehr gestattet. Meine
wenigen Würfe wurden daher vom Marlener Schlussmann ganz lässig gehalten
. Kurz vor Schluss, beim Stande von 11:16 für Marlen, saß ich auf
der Auswechselbank, da geben die Schiris einen Siebenmeter für uns.
Und nun geschah etwas, was mich sehr berührt hat: Alle Mannschaftskameraden
riefen einstimmig: „Günther, komm rein, den machst du!" Unser
Trainer, Gerd Hey er, zog mich von der Bank hoch, klopfte mir auf die
Schulter und schubste mich aufs Spielfeld. Natürlich schaute jetzt alles auf
mich und ich hatte gar kein gutes Gefühl nach den vorherigen Wurfversuchen
. „Wenn du dich jetzt nur nicht blamierst!", schoss es mir durch den
Kopf. Marlens Schlussmann bot mir keine Ecke an, blieb einfach in der
Mitte stehen. Ich wusste, nur nicht zögern, nicht antäuschen, das geht mit
Sicherheit schief. Sofort nach dem Pfiff zog ich (Linkshänder) unten links
dicht neben den Pfosten - und - drin war er! Ich war unendlich erleichtert -
mit 75 Jahren durfte ich noch mal ein Tor schießen - mit absoluter Sicherheit
mein allerletztes! Wie gesagt, das tolle Verhalten meiner Mannschaftskameraden
und des Trainers hat mich richtig aufgewühlt. Dieses, mein
letztes Tor, werde ich dann auch nie vergessen.
Günther Zeeb, Fischerstr. 14, 77694 Kehl
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