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Martin Furtwängler
rennen in Iffezheim in den folgenden Ausführungen einmal im Mittelpunkt
der Betrachtung stehen. Andererseits wäre die Darstellung dieses sportlichen
Bereichs allein nur unvollständig, wenn diese nicht in die Geschichte
des Rennplatzes Iffezheim insgesamt eingebettet würde. Deshalb möchte
ich vorab die Entwicklung, welche Rennbahn und Rennveranstaltungen
bislang genommen haben, kurz skizzieren.
Der Rennplatz in Iffezheim und die dort stattfindenden Rennsportveranstaltungen
gehen zurück auf die 50er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Der damalige
Pächter der Spielbank Baden-Baden, Edouard Benazet, suchte eine
neue Attraktion, um die Anziehungskraft der damals als Sommermetropole
Europas bekannten Bäderstadt Baden-Baden und damit vor allem auch die
seines Unternehmens zu steigern. Dabei verfiel er auf die in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts bei seinen französischen Landsleuten, aber
auch in Deutschland immer beliebter werdenden Rennen mit englischen
Vollblütern. Bei dem Dorf Iffezheim fand sich ein geeignetes Gelände, auf
dem Benazet Bahn und Tribünen errichten ließ. Abgesichert durch die Einnahmen
der Spielbank konnten so am 5. September 1858 die ersten Rennen
gestartet werden.2 Der rege Zuspruch vonseiten der Pferdebesitzer und
des Publikums führten zu einer Weiterführung der Rennen in den folgenden
Jahren.
Dass diese Veranstaltungen eine nunmehr schon über 150 Jahre dauernde
Fortführung erleben würden, vermochte damals freilich niemand zu ahnen
. Denn schon mit dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 war deren
Existenz ernsthaft gefährdet. Die bis dahin dominierenden französischen
Besitzer weigerten sich in den folgenden Jahren, nach Baden-Baden, ins
Land des Feindes, zu kommen, den Rennen wurden so mit einem Schlag
die wichtigsten und besten Starter entzogen.3 Doch damit nicht genug: Mit
der Reichsgründung erlangte auch ein Gesetz des Norddeutschen Bundes
in Baden Geltung, welches das Betreiben von Spielbanken im neuen Deutschen
Reich verbot. In Baden-Baden gingen Ende Oktober 1872 die Lichter
im Kasino aus und sollten erst wieder im Herbst 1933 angemacht werden
.4 Den Rennen wurde somit die finanzielle Grundlage entrissen. Gerettet
wurde die Veranstaltung letztlich durch rennsportbegeisterte Männer
aus Hochadel und Großbürgertum, die 1872 den Internationalen Club
gründeten, der sich die Aufgabe stellte, in Baden-Baden internationale
Pferderennen durchzuführen. Bis heute liegen Organisation und Durchführung
der Rennen in Baden-Baden in den Händen dieser auf die soziale Exklusivität
ihrer Mitglieder achtenden Vereinigung.5
Schwierigkeiten, ja Krisen gab es bei der Durchführung der Rennen
auch unter der Regie des Internationalen Clubs immer wieder. Sie verliefen
parallel zur allgemeinen Geschichte. So beendete der Ausbruch des Ersten
Weltkrieges die Epoche der glanzvollen Renn Veranstaltungen, die vor allem
durch die große Präsenz gekrönter und hochadliger Häupter gekenn-
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