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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 168
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Martin Furtwängler

„Großen Preis von Baden".28 Der Erste Weltkrieg förderte erzwungener-
maßen die Konzentration auf die eigene Zucht in Deutschland weiter, da
nun ein Import von Vollblütern nicht möglich war.29

Nach der durch den Ersten Weltkrieg bedingten Rennpause traten ausländische
Pferde erstmals 1924 wieder in Iffezheim an. Sie kamen zunächst
nur aus Italien, wenig später folgten jedoch auch wieder Starter aus
den Ländern der übrigen ehemaligen deutschen Kriegsgegner. Sie trafen
nun jedoch auf eine erstarkte deutsche Zucht. Ausdruck dieser Veränderungen
war nicht zuletzt, dass nun erstmals ein deutsches Pferd zum unbestrittenen
Star der Rennen in Iffezheim avancierte: „Oleander" aus dem Gestüt
Schlenderhahn, dem ältesten und heute noch erfolgreichsten deutschen Privatgestüt
.30 Ihm gelang es zwischen 1927 und 1929 als bislang einzigem
Pferd bis heute, den Dreifach-Triumph von „Kincsem" im „Großen Preis
von Baden" zu wiederholen. Seine Siege über die doch lange Zeit übermächtige
französische Konkurrenz waren dabei jedoch mehr als nur einfache
Rennerfolge. Für die Zeitgenossen wurden sie zu Triumphen der von
Krieg und Niederlage 1918 gebeutelten Nation über die Siegermacht
Frankreich stilisiert und enthusiastisch gefeiert.31 Die auf der Bahn herrschende
Begeisterung gibt das Baden-Badener Badeblatt mit ironisch-kritischem
Unterton wieder:32

„... Die Pferde werden zur Tribünenparade geführt. Alles drängt nach vorne
. Die Luft ist mit Elektrizität geladen. Die Spannung wird fast unerträglich
als sie der Start etwas löst. Das Feld zieht davon, die Franzosen weit
am Ende. Unbeschreibliches Triumphgefühl. Dann plötzlich der Umschlag.
Ein Augenblick lähmende Stille. Und dann Ekstase, als in großer Fahrt
Oleander, Sac ä papier, Grillemont an der Spitze eines weit auseinander
gezogenen Feldes an den Tribünen vorbei dem Ziel zurasen. Schreien,
Händeklatschen. Ein tobendes taumelndes Menschenmeer, das jäh aufbraust
und plötzlich in tausendquirlende Wirbel abstürzt. Das Unfaßbare
war geschehen. Mit sehr knapper Halslänge hatte die deutsche Zucht sich
vor ,mittelmäßigen'französischen Pferden behauptet ...Noch einmal stieg
die Begeisterung als die Siegerpferde nach der Wage zurückgebracht wurden
... Zum ersten Mal seit dem Krieg waren dieses Jahr französische
Pferde von, wie sich gestern herausgestellt hat, bemerkenswert guter Qualität
vertreten. Wir hoffen zuversichtlich, ... [dass die Franzosen im nächsten
Jahr wieder kommen]. Die Iffezheimer Rennen, deren Grundlage seit
ihrem Bestehen die Internationalität war und auch wieder werden muß,
und mit ihnen Baden-Baden, werden nur den Gewinn davon haben."

Bei aller Freude des Publikums über die Siege einheimischer Vollblüter -
und das klingt in diesem Artikel auch schon an - ging mit dem Erstarken
der deutschen Zucht auch eine etwas geringere Beteiligung wirklicher aus-


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