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Landesturnfeste in Mittelbaden
193
Der Tag klang abends mit einem gemütlichen Beisammensein in den
Festhallen und einem Konzert aus. Nach Einbruch der Dunkelheit wurde
die Innenstadt beleuchtet, ehe ein großes Feuerwerk den offiziellen Teil
des Landesturnfestes beendete. Am folgenden Montag endete das Landesturnfest
mit den Turnfahrten (Ausflügen) in die nähere und weitere Umgebung
von Offenburg. Gegen Mittag traten die Festteilnehmer dann in
Sonderzügen die Heimreise an.
Der Ortsfestausschuss unter Leitung von Gustav Ottstadt und Johannes
Bangert konnte abschließend die Glückwünsche der badischen Turnerschaft
für ein gelungenes Turnfest entgegennehmen. Die Presse lobte die
gute Organisation und die Gastfreundschaft der Offenburger Bevölkerung:
„Das Gelingen ist der Mitwirkung der ganzen Offenburger Bürgerschaft zu
verdanken" .30
Landesfrauenturnen Gaggenau 1929
Turnen war ursprünglich reine Männersache. Frauen mussten sich dagegen
ihre Teilnahmeberechtigung am Turnbetrieb erst noch erkämpfen.31 Auch
die Wettkämpfe waren zunächst nur den Männern vorbehalten. 1863 be-
schloss aber der badische Turntag in Pforzheim, das Turnen der weiblichen
Jugend zu fördern. Ende des 19. Jahrhunderts zeigten einzelne Damenriegen
bei Turn Vorführungen der Gauturnfeste ihr Können. Bis zum 1. Weltkrieg
entstanden dann nach und nach in zahlreichen Turnvereinen eigene
Damenriegen. Parallel dazu war auch die weibliche Schuljugend in den
Turnunterricht einbezogen worden.
Die deutsche Revolution von 1918/19 führte zur verfassungsrechtlichen
Gleichstellung von Mann und Frau. Die politische Veränderung begünstigte
auch die Gleichberechtigung im sportlichen Bereich. Alle Turn- und
Sportvereine nahmen nun auch Frauen als vollberechtigte Mitglieder auf.
Zudem wandelte sich die Einstellung zum Frauenturnen innerhalb der
Deutschen Turnerschaft. Den Frauen sollte das Turnen als „Schulung des
Körpers und des Geistes" und als Ausgleich zur beruflichen Belastung zugute
kommen.32
Erstmals traten beim Landesturnfest 1921 in Lahr auch Turnerinnen regulär
zum Wettkampf an. Das Frauenturnen nahm in den folgenden Jahren
einen starken Aufschwung. Nach der Bestandserhebung vom 1. Januar
1926 hatte der Turnkreis Baden 553 Vereine an 490 Orten. Ihnen gehörten
insgesamt 52.566 männliche und 6.279 weibliche Vereinsmitglieder über
14 Jahren an. Bei den Vereinsangehörigen unter 14 Jahren wurden 9.386
Jungen und 4.971 Mädchen gezählt. Alle 15 Turngaue des X. Turnkreises
hatten jeweils einen Gaumänner- und einen Gaufrauenturnwart. Da das
Frauenturnen stetig an Bedeutung zunahm, führte man schließlich eigene
Landesfrauenturnfeste ein.33 Zum 1. Landesfrauenturnen 1925 in Heidel-
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