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Cornelius Gorka
berg kamen nahezu 2.000 Turnerinnen. Das 2. Landesfrauenturnfest fand
dann vom 10. bis 12. August 1929 in Gaggenau statt. Die Vorbereitungen
lagen vor allem beim Festsausschuss des Turnerbundes Gaggenau unter
Leitung von Karl Maurer und Hans Schempp. Hinzu kamen weitere elf Arbeitsausschüsse
.
Das Landesfrauenturnfest lockte rund 2.500 Teilnehmerinnen aus allen
15 badischen Turngauen in die Murgstadt, die damals selbst gerade 5.000
Einwohner zählte.34 Zahlreiche Gaggenauer hatten Privatquartiere zur Verfügung
gestellt. Die Aufnahme war sehr freundlich. Der Gaggenauer Bürgermeister
Schneider begrüßte die Gäste und freute sich, dass „Badens
Töchter" in der Feststadt gekommen seien, „um Frauenehre und Frauensitte
zu verbinden mit der Pflege der Gesundheit des Körpers und des Geistes
zum Wohle von Volk und Vaterland" .35
Am Samstagmorgen begannen die Einzelwettkämpfe im turnerischen
Siebenkampf36 auf den Murgwiesen, die Schwimmwettkämpfe im Waldseebad37
und der leichtathletische Vierkampf38 auf dem Waldsportplatz.
2.000 Turnerinnen aus über 100 Vereinsriegen traten zu den Wettkämpfen
in den verschiedenen Disziplinen an. Abends bewegte sich ein Ehrenzug
der Turnerinnen durch die Stadt zur Jahnhalle des Turnerbundes, in der anschließend
ein Festabend stattfand.
Am Sonntag wurden die Wettkämpfe mit dem Turnen der Vereinsriegen
auf der Murgwiese fortgesetzt. Anschließend folgte das erstmals ausgetragene
Schau- und Wettfechten der badischen Fechterinnen-Riege, das mit
besonderem Beifall bedacht wurde 39 Am Nachmittag präsentierten sich
die Teilnehmerinnen bei einem Festzug durch die Innenstadt. Danach wurde
das „große Schauturnen" auf dem Festplatz durchgeführt. Dessen Programm
bestand aus Volkstänzen und Staffelläufen sowie Werbespiele im
Faustball, Trommelball und Korbball. Abschließend gestalteten 2.100 Turnerinnen
„allgemeine Freiübungen". Nach der Siegerehrung klang dann
das Fest mit einem vom Turnerbund Gaggenau organisierten Festabend in
der Jahnhalle aus. Am Montag standen überwiegend Turnfahrten in die nähere
und weitere Umgebung auf dem Programm.
„Mustergültig aufgebaut und glänzend verlaufen", lautete das abschließende
Lob des Ehrenpräsidiums, mit dem badischen Staatspräsidenten
Schmitt und dem Kultusminister Leers an der Spitze. Diesem Lob schloss
sich auch die Landesturnleitung an. Für manche Teilnehmerin aber sollte
das Landesfrauenturnfest in besonderer Erinnerung bleiben, wie Zeitgenossen
berichteten: „So manches Mädle hat anschließend einen Gaggenauer
geheiratet."40
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