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Reinhard Schemel
vorbehaltlich der Zustimmung des kleinen Bürgerausschusses mit dem Anfügen
, dass die fraglichen Turngeräte städtisches Eigentum bleiben."
Unabhängig davon, dass es sich hier um die Amtssprache aus der Mitte
des 19. Jahrhunderts handelt, so war man auch damals bei der Abfassung
von relativ einfachen Regelungen mehr als kompliziert. Aber auch heute
verstehen nur Insider die Regelungen mit unseren Hallennutzungsgebühren
.
Die Stadt Offenburg unterstützt heute die Offenburger Sportvereine direkt
durch finanzielle Zuschüsse oder indirekt durch die zur Verfügung
Stellung von Hallen und Sportplätzen. Aber auch vor mehr als 160 Jahren
haben die damaligen Stadträte wie auch die Verwaltung der Stadt den nützlichen
Zweck des Turnvereins gesehen und ihm Finanzmittel zur Verfügung
gestellt.
Mit dem Scheitern der Badischen Revolution war auch der Turnbewegung
nicht nur in ihrer politischen Dimension sondern auch in ihrer sportlichen
Dimension ein vorübergehendes Ende beschieden. Nach dem Erlass
des badischen Bevollmächtigten beim preußischen Hauptquartierbesatzer
vom 12. Juli 1849 wurde das Vereinsgebotsgesetz vom 28. Oktober 1833
wieder in Kraft gesetzt. Die meisten Turnvereine verfielen oder lösten sich
auf, da den Führungskräften die Überwachungspraxis der Polizeibehörden
missfiel.
So ging es auch der Turngemeinde zu Offenburg, zumal die führenden
Köpfe der damaligen Turngemeinde jederzeit mit Freiheitsstrafen oder gar
mit Hochverratsprozessen rechnen mussten, denen sich viele nur durch
Flucht entziehen konnten. Unter diesen war auch Karl-Heinrich Schaible,
dessen Namen heute das größte Leichtathletikstadion in Offenburg trägt.
Nachdem der politische Druck der Staatsmacht nachließ, fasste die Offenburger
Turnerei im Jahre 1860 wieder Fuß. Dem ging eine Botschaft des
Großherzogs Friedrich von Baden am 7. April 1860 voraus. In dieser Botschaft
erklärte der Großherzog: „Ich will Frieden haben mit meinem Volke
". Auf Betreiben von Notar Karl Bucherer fanden sich wenige Monate
nach diesem großherzoglichen Erlass 32 junge Offenburger Turnbegeisterte
, die bereit waren, einen Turnverein aufleben zu lassen.
Die konstituierende Generalversammlung des Turnvereins von 1860
wählte Rechtsanwalt Dr. Habicht zum 1. Vorsitzenden. Dieser Verein erhielt
am 11. August 1860 die Genehmigung durch das großherzogliche
Oberamt. Die Turnstunden fanden im Gasthaus „Dreikönig" statt, den heutigen
Drei-König-Lichtspielen. Ein Turnplatz und Geräte wurden von der
Direktion des Gymnasiums (heute Grimmelshausengymnasium) unentgeltlich
zur Verfügung gestellt. Ab diesem Zeitpunkt ging es in Offenburg mit
der Turnerei wieder aufwärts. Neben zahlreichen Erwachsenen fanden
auch viele Jugendliche ihren Weg in die Turnstunden. Als sich der Turnverein
ab 1868 verstärkt dem Schülerturnen widmete, wurde diese Tätig-
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