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Uwe Schellinger
nannten Zonenliga und der Landesliga Südbaden die dritthöchste Spielklasse
in der französischen Besatzungszone. Die folgende Saison 1949/50
beendete man dort jedoch als Tabellenletzter. 1950/51, im Spieljahr der
Neuorganisation des südbadischen Fußballs22, wurde man erneut Letzter
und musste wieder aus der Bezirksklasse absteigen 23 In den beiden folgenden
Spielzeiten 1951/52 und 1952/53 rutschte der Verein noch weiter
nach unten ab und fand sich schließlich in der untersten Spielklasse des
Bezirks Offenburg wieder. Reichlich demoralisiert durch vier letzte Plätze
in Folge und den damit verbundenen Absturz gab der Verein in dieser Zeit
alles andere als ein gutes Erscheinungsbild ab. Mehrere der besten Spieler
des Ortes waren zu anderen Vereinen abgewandert, die Vorstandschaft war
zerstritten und das gesamte Vereinsgefüge zerrüttet. Zum endgültigen Eklat
kam es Ende 1952 nach einem verlorenen Spiel gegen Niederschopfheim,
als der Schiedsrichter des Spiels vor seiner Abreise von Spielern und Zuschauern
„sehr stark verprügelt" wurde und der Verein sogar für den Lohnausfall
des Unparteiischen verantwortlich gemacht wurde. Vom Fußballverband
erhielt der Verein daraufhin eine totale Spielsperre. Sechs Spieler
wurden langfristig gesperrt. Vereinspräsident Gottfried Gänshirt trat auf
dem Hintergrund dieser Ereignisse Ende Februar 1953 von seinem Amt
zurück. Auf einer auf den 6. März 1953 einberufenen außerordentlichen
Mitgliederversammlung kam es daraufhin zur Wahl eines völlig neuen
Vorstandsgremiums. Diese Neuorientierung führte dazu, dass sich der Verein
wieder am Spielbetrieb beteiligen durfte und für die letzten Saisonspiele
nur eine Platzsperre hinnehmen musste. Der Abstieg in die unterste
Spielklasse des Bezirks konnte allerdings nicht mehr verhindert werden.
Doch die neu gewählte Vorstandschaft machte es sich nun zur Aufgabe, einen
völligen Neuaufbau in die Wege zu leiten 24
Der goldene Strafstoß: Ein Dorf auf dem Weg in die II. Amateurliga
Schon in der folgenden Saison, die international mit der legendären Fußballweltmeisterschaft
1954 ihren Höhepunkt hatte, begann der rasante Aufstieg
des Sportclub Friesenheim und eine mehrjährige ungewöhnlich erfolgreiche
Zeit für den Dorfverein: es folgte das kleine Fußball wunder von
Friesenheim.
Zunächst gelang mit Abschluss der Saison 1953/1954 die Meisterschaft
in der Kreisliga C (Staffel Lahr-Nord) und damit der Aufstieg in die B-
Klasse. Ausschlaggebend für dieses erste Erfolgserlebnis seit sechs Jahren
war ein Entscheidungsspiel gegen Allmannsweier in Ichenheim, zu dem
aus der 3300-Seelen-Gemeinde Friesenheim fast 500 Zuschauer gepilgert
waren. Für die Entscheidung sorgte Stürmer Heinz Häfele, der Mitte der
zweiten Halbzeit „einen Strafstoß unhaltbar zum 2:1 ins Tor jagte." Friesenheim
stand Kopf: „Die begeisterten Zuschauer trugen die Friesenhei-
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