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Früher Motorsport in der Ortenau: Das Ruhestein-Bergrennen 1946
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Neudorf stammende Hermann Herzog zu nennen, der aber mit dem Ausgang
des Rennens nichts zu tun hatte. Ein großer Teil der Rennfahrer kam
aus Bayern.
Rennleiter Georg „Schorsch" Maier, ebenfalls ein waschechter Bayer,
verschob aufgrund der unerwarteten feuchten Witterung, es setzte an diesem
21. Juli, einem Sonntag, Regen ein, den Rennbeginn von 9.30 Uhr auf
10.30 Uhr, andere Quellen nennen 10.00 Uhr. Aufgrund der folgenschweren
Stürze, bei denen zunächst zwei Fahrer bei den Trainingsläufen zu Tode
kamen, war dies eine besonnene und vertretbare Entscheidung. Die
Strecke selbst war von vielen Helfern aufwändig präpariert worden. Die
Schlaglöcher wurden eingeebnet. Französische Soldaten schufen durch das
Abholzen einiger Festmeter Holz die dringend benötigten Auslaufzonen.
Trotzdem war die Strecke bei den herrschenden Wetterverhältnissen recht
rutschig und an einigen Stellen unberechenbar. Fünf Spitzkehren sorgten
zudem für entsprechende fahrerische Anforderungen. Leitplanken oder ein
nur in etwa den heutigen Ansprüchen genügender Fahrerschutz gab es keinen
. Kaum eine der Außenkurve war mit Heuballen gesichert, so wie es
bei den Vorkriegsrennen in Deutschland Standard gewesen war. Leitplanken
waren in jenen Jahren ebenso unbekannt, nur alle 20 Meter zeigte ein
Granitsstein den Fahrbahnrand auf. An der Strecke wurde eine Lautsprecheranlage
(der Streckensprecher ist bedauerlicherweise nicht bekannt),
und eine elektrische Zeitmessanlage installiert. Die Rennstrecke selbst forderte
den Rennfahrern und ihrem Material alles ab. Sie war ungemein
schnell, aber auch sehr kurvenreich und damit auch sehr gefährlich. Organisator
Kurt Nitschky schätzte diese folgendermaßen ein: „So oft ich diese
tückische Strecke befahre, immer wieder bringt sie neue Überraschungen,
man muß mit allem rechnen. Die 500 Meter Höhenunterschied haben es in
sich."1
Mit großen Schwierigkeiten kämpften zudem die Fahrer, die ihre Maschinen
und Sportwagen für das Rennen angemeldet hatten. Nur mit viel
Glück hatte vieles die Wirren des Krieges überstanden. Manches Teil fehlte
, ging verloren, und wurde doch mit viel Improvisationstalent beschafft
und passend gemacht. Hinzu gesellten sich der Mangel an Benzin und, was
wichtig war, an passenden neuen oder neuwertigen Reifen. Auch die Beschaffung
von Verschleißmaterial, wie Bremsbelägen, Motoröl oder Dichtungen
geriet zu einem manchmal kaum lösbaren Unterfangen. Nur so ist
es zu erklären, dass viele der Sportwagen ausfielen.
Bereits am Freitag und am Samstag hatten die rund 120 Fahrer Gelegenheit
sich mit der Strecke vertraut zu machen. Michael Wiesent aus dem
oberbayerischen Gröbenzell rutschte mit seiner Halbliter-NSU beim Samstags
-Training von der nassen Fahrbahn und erlitt tödliche Verletzungen.
Der Allgäuer Walter Müller verunglückte beim Rennen am Sonntag. An
einer kleinen, leicht zu unterschätzenden Kurve zwischen Wiesloch und
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