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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 284
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Konrad Krimm

Höfen in Steinbach präsent. Ein einträgliches Recht ist der Patronat. Was
zunächst mehr ideeller Wert und Lenkungsinstrument zu sein scheint, wird
doch recht handfest gehandelt: 1341 „schenkt" Markgraf Hermann VIII.
dem Kloster Lichtenthai den Steinbacher Kirchensatz, im Gegenzug
„schenkt" das Kloster dem Markgrafen das Dorf Oos zurück, das das Kloster
als Schuldpfand innehatte, und legt noch 550 Pfund Heller darauf.17

In Schuldgeschäften der Markgrafen ist Steinbach ohnehin oft dabei, etwa
als Bürge gegenüber Gläubigern - das können Adlige sein wie 1455
und 1461, bei 3000 und 8400 Gulden, oder kirchliche Geldgeber wie 1463
bei 500 Gulden.18 Meist hat Steinbach gemeinsam mit der Residenzstadt
Baden-Baden Bürgschaft zu leisten. Solche Bürgschaften müssen nicht
automatisch auch zu Zahlungen führen. Als sich Markgraf Philipp aber
1580 bei einem Arzt 1000 Gulden leiht, für die Steinbach alleine als Bürge
dient, und Philipps Nachfolger 1611 den Schuldendienst einseitig einstellen
, kommt es zu einem bedrohlichen Prozess vor dem Reichskammergericht
, wer nun eigentlich wieviel zu zahlen hat.19 Über solche Eventualleis-
tungen hinaus gehen Verpfändungen, bei denen die Markgrafen als Anzahlung
auf ihre Schulden die Einnahmen aus der Stadt auf unbestimmte Zeit
an ihre Gläubiger versetzen. So sind Steinbacher Abgaben Teil des großen
Geschäfts mit den Baden-Badener heißen Quellen, die die Markgrafen im
14. Jahrhundert von den von Selbach an sich bringen können.20

Mit diesen Zahlen und Fakten ist freilich noch nichts über die tatsächliche
Finanzkraft der Stadt Steinbach ausgesagt. Was sich sehr wohl in Ziffern
aus Lagerbüchern und Steuerquellen zusammenstellen ließe, wäre erst
im Vergleich mit anderen badischen Gemeinden auch aussagekräftig - das
würde hier zu weit führen. Greifen wir aber ein Einzelbeispiel heraus und
versuchen wir, es in seinem Zusammenhang zu verstehen. 1288 schenkt
Markgraf Rudolf I. den Steinbacher Zehnten an Kloster Lichtenthai (ohne
dass wir wüssten, wie hoch dessen Erträge zu dieser Zeit eigentlich sind).
Unter den großen und kleinen frommen Stiftungen ist es auch nur eine von
vielen - man könnte darüber hinweggehen. Mit den Einkünften aus dem
Zehnten soll das Kloster aber eine Kapelle bauen und unterhalten, eine
Grablege für die markgräfliche Familie - die Fürstenkapelle nördlich der
Klosterkirche.21 Plötzlich erscheint der Steinbacher Zehnte in einem anderen
Licht. Die Grablege im Zisterzienserinnenkloster gehört zu den konstituierenden
Akten der fürstlichen Residenzbildung im Oos-Tal, sie ist Teil
des badischen Herrschaftsprogramms; die Markgrafen sind in der Region
„angekommen". Herrschaft muss in Zeichen sichtbar sein und die Fürstenkapelle
zählt zu diesen Zeichen wie die Burg Hohenbaden. Dem Steinbacher
Zehnten wird also zugetraut, ein solches sichtbares Zeichen zu finanzieren
, jetzt und in Zukunft.

Nicht jede solcher Prognosen für die Entwicklung der Stadt Steinbach
gehen in Erfüllung. Das Marktrecht, das das Privileg von 1258 nennt, hält


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