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Manfred Merker
Abb. 4: Die Offenburger Stadtbibliothek
führenden Turnunterricht auf. Da die Bibliothek somit nur noch historischen
Wert hatte und keine Vorteile mehr für die schulischen Benutzer bot,
versuchte die Direktion sie in der Zeit reformpädagogischer Erneuerung
1926 zugunsten moderner Neuanschaffungen zu verkaufen, erhielt dafür
aber nicht die behördliche Genehmigung. Ein damals deshalb offensichtlich
manipuliertes Verzeichnis enthält auf 13 Seiten lediglich 500 statt der
tatsächlichen 1000 Titel, wobei besonders die altphilologischen Klassikerausgaben
arg reduziert auftauchen. Wegen der Kontroverse zweier verschieden
begutachtender Kultusbeamter verblieb die Gymnasiumsbibliothek
zunächst vor Ort. Im Rahmen der nationalsozialistischen Zentralisierungsmaßnahmen
sollten die Bestände dann den Landes- und Universitätsbüchereien
zugeschlagen werden, was aber an der Geheimhaltungsstrategie
des Direktors Albert Hiß scheiterte, der die Bücher in Kisten verpackt
im Sanitätsraum des Luftschutzkellers versteckte. Später war dann ein
Transport wegen der Luftangriffe nicht mehr zu rechtfertigen. So blieben
die wertvollen Bestände vor Ort im Kapuzinerkloster, wo sie auch während
der gesamten dortigen Lehrtätigkeit des Autors (1968-2003) Teil der Lehrerbücherei
des Grimmelshausen-Gymnasiums waren.
Eine Wendung in der Behandlung der weitgehend unbenutzten und unbekannten
Gymnasiumsbibliothek trat in den 90er Jahren ein, als nach ei-
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