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Hans-R. Fluck
5. Wollen Sie vnßere Söhn uff demfreyen Rhein nicht fischen laßen,
welches hiebevor nie gewesen und allzeit fischen Dörffen, hingegen
Ihre Söhn in allem Bannen sich der Fischerey bedienen, So aber
nicht recht vndt gleiche portion sol gehalten werden.
6. Wann nun vnßere Ihnen widerwertigen vorgeschriebene Puncten
zuwider und nit eingehen wollen, sollen sie sich deß Ihrigen und wir
deß vnßerigen Banns zu fischen hinfüro gebrauchen.
7. Weilen wir auch bey dießen Straßburgischen Fischern alßo sehr
vnrecht und vielmahls vnß vorgeruckt, daß wir nicht zünfftig, alß
weren wir gewillt (iwofern es Ew: Gnd.: beliebig:) Eine Zunfft all-
hier auffzurichten, maßen unßer bereits in die 20 Burger, ohne die
Söhn, die sich darzu einschreiben laßen wollen.
Dass die Kehler nicht ganz unschuldig an solchen Auseinandersetzungen
waren, ersieht man aus der Kompromissbereitschaft in den Punkten drei
und vier. Dabei geht es um die Verwendung von schädlichen engen Garnen
und der (widerrechtlichen) Benutzung von Schiff und Handwerkszeug der
jeweils anderen Partei, wobei die Kehler versprechen, sich „mäßigen" zu
wollen.
Ein weiterer Punkt betrifft das Ausfischen von künstlich angelegten
Fischnestern, so genannten Gewenden (in Ufernähe aus Holz, Reisig etc.
errichtet), und die Lachsfischerei im Kehler Bann. Diese stand nach der
mündlichen Überlieferung beiden Parteien zu, sie mussten sich jedoch bei
den Zügen mit dem Fischnetz abwechseln.
Schließlich bekunden die Kehler Fischer im letzten Punkt auch ihren
Willen, wie es die Straßburger mehrfach vorgeschlagen hatten, eine eigene
Zunft zu begründen. Und das Schreiben vermeldet, dass bereits 20 Bürger,
ohne die mitfischenden Söhne, sich dazu eingeschrieben hätten. Zu einer
solchen Zunftgründung ist es allerdings nach unseren bisherigen Kenntnissen
nie gekommen16.
Die Straßburger reagierten prompt, lenkten teilweise ein und machten
Gegenvorschläge, um ihre bisherigen Rechte weiter zu sichern. Insbesondere
sollten sich die Nachbarn aus Kehl an die Straßburger Fischerzunft-
Artikel halten und die Maße für die Maschenweite der Netze übernehmen.
Es ist der auffsatz eines Proiect Vergleichs Zwischen den Straßburger
vndt den Keyler Fischern entstandener Streittigkeit wegen, von
gewißen Deputirten, Sowohl außer der Zahl der Schöffen als Gemeinen
Zünfftigen mit allem Vleiß durchgangen, vmbständlich erwogen
und in vielen stückhen der Straßburgischen fischerey praejudicirlich
vnd hochschädlich gefunden worden. Dann dadurch werden nicht
allein die besten Waßer alß den Jrcken Brunnen, die Kollach und
der Neue Graben den Straßburgern eines mahles entzogen, und für
eygen gemacht, sondern die übrige Innwaßer [innerhalb des Bann
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