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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 349
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Friedrich Wilhelm Hermann (1859-1943)

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wählt.17 Am 18. März fand mit einem festlichen Bankett die Amtseinführung
statt. Das neue Stadtoberhaupt zog mit Frau und den drei Söhnen
Eduard, Ludwig und Walther - sie waren 1888, 1890 und 1892 zur Welt
gekommen - in die Ortenaustadt. Als Wohnung des Bürgermeisters diente
für die kommenden 28 Jahre das oberste Stockwerk des Rathauses.

Offenburg war damals eine Landstadt mit knapp 9000 Einwohnern. Zu
den drängenden kommunalpolitischen Aufgaben, die auf das neue Stadtoberhaupt
warteten, zählte unter anderem der Kauf des Gaswerkes, der
Ausbau einer Kläranlage, die Errichtung einer Kaserne, der Bau des
Schlachthofes und die Gestaltung der öffentlichen Anlagen. Die Debatten
um diese Vorhaben verliefen in den Bürgerausschusssitzungen nicht immer
einmütig. Dies führte 1897 zu derartigen Spannungen, dass Hermann mit
Rücktritt drohte. Eine Bürgerversammlung jedoch stellte sich hinter ihn,
und der Ausschuss erfüllte Hermanns Wunsch nach Entlastung durch die
Schaffung einer zweiten Bürgermeisterstelle. Nach dieser Vertrauenskrise
fällte Hermann den persönlich schwerwiegenden Entschluss, sein Berufsleben
weiterhin den Offenburger Verhältnissen zu widmen, und bat endgültig
um Entlassung aus dem badischen Staatsdienst.18

1902 wurde Hermann in sein Amt wiedergewählt und erhielt 1903 mit
der Erhebung Offenburgs zur Kreisstadt den Titel eines Oberbürgermeisters
. Als Kreisstadt beheimatete Offenburg nun ein Land- und ein Amtsgericht
, das Bezirksamt sowie zahlreiche andere staatliche und kirchliche Institutionen
.19 Hermann selbst fungierte etwa eineinhalb Jahrzehnte lang als
Ersatzmann des Kreisausschusses des Kreises Offenburg.20

Inzwischen war aus der Kleinstadt ein florierendes Mittelzentrum mit
über 13000 Einwohnern (1900) geworden. Verschiedene Industrieunternehmen
produzierten in den Bereichen der Baumwollverarbeitung, Malz-
und Brauerzeugnisse sowie Glas Warenproduktion, kunstgewerbliche Betriebe
existierten ebenso wie Druckereien, Spinnerei- und Webereibetriebe.
Offenburg war Sitz einer Reichsbanknebenstelle und einer Städtischen
Sparkasse. In der Stadt wurden außerdem die im Umland produzierten
Landwirtschaftsprodukte vermarktet. Bis 1910 wuchs die Bevölkerung auf
über 16000 Einwohner an, von denen knapp 80% Katholiken waren.

Auch war die Stadt Militär Standort geworden, die Ihlenfeldkaserne war
1897/98 errichtet worden und das Infanterieregiment 170 bezog in den folgenden
Jahren in Offenburg Garnison. Die Stadt besaß eine städtische Gasanlage
, seit 1905/06 ein Elektrizitätswerk. 1906 war der Bahnhof, ein Knotenpunkt
an der Strecke Frankfurt-Basel sowie Ausgangspunkt der
Schwarzwald- und Riedbahn, aus- und umgebaut worden. Im selben Jahr
wurde auch der städtische Schlachthof eingeweiht. Wegen seiner Verdienste
in der Kommunalpolitik erhielt Hermann 1902 das Ritterkreuz 1. Kl. des
Ordens vom Zähringer Löwen und 1906 ehrte ihn der Großherzog durch
Verleihung der Goldenen Amtskette.21


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