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Die guten Schwestern
Aufstieg und Niedergang der Frauenorden in der Ortenau
Johannes Werner
Wir haben gesehen, dass die Identität der Ordensleute
nicht in den zahlreichen Dingen liegt,
die sie tun oder tun können,
sondern in der Art, wie sie sie tun.
Der Wert der Ordensleute liegt weniger in dem,
was sie für die Menschen tun,
als in dem, was sie für die Menschen sind:
ein Zeichen Gottes und des Sinnes,
den alle bewusst oder unbewusst suchen.
Leonardo Boff, Zeugen Gottes in der Welt
Wir hier in Rastatt erinnern uns doch noch gut an die guten Schwestern: an
Adelaria, Aldrich, Bruno, Christa, Dionysia, Ida, Johannita, Luisiana -
oder etwa nicht? Sie hießen „Niederbronner Schwestern" nach ihrem Mutterhaus
im Elsaß, oder „Bühler Schwestern" nach dem Mutterhaus ihrer
badisch-hessischen Provinz, oder „Schwestern vom Allerheiligsten Heiland
" , wohnten im Marienhaus in der Engelstraße und wirkten in der Nähschule
und der häuslichen Krankenpflege; ihre Mitschwestern vom selben
Orden führten das Waisenhaus am Leopoldring und den Kindergarten am
Rohrersteg. Und es gab auch noch die „Schwestern vom heiligen Vinzenz
von Paul" oder „Vinzentinerinnen" mit ihren großen weißen Flügelhauben,
die im Konvikt, im Altersheim, im Krankenhaus und im Kindergarten in
der Engelstraße tätig waren. Und es gab die „Schwestern vom Guten Hirten
", die sich im Maria-Viktoria-Stift um schwererziehbare Mädchen kümmerten
. Aber jetzt gibt es in Rastatt gar keine Schwestern mehr; und auch
in den anderen Städten und Dörfern in der Ortenau, zu deren Bild sie einst
gehörten, sieht man sie nicht mehr.
Vor 200 Jahren
Wo sind sie geblieben? Wo gingen sie hin? Ja, wo kamen sie überhaupt
her? Drehen wir, nur für einen Augenblick, das Rad der Geschichte einmal
zurück, um rund 200 Jahre, ins Jahr 1806. Auch damals gab es in Baden
fast keine Ordensleute, keine Orden und keine Klöster; keine mehr, obwohl
es kurz zuvor noch so viele gegeben hatte: etwa die Benediktiner in
Schwarzach, Schuttern, Gengenbach und Ettenheimmünster; die Benedik-
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