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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 364
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Johannes Werner

sogar unerlaubt war. Denn Baden hatte, nach dem Vorbild von Preußen,
den „Kulturkampf ausgerufen, der sich gegen die katholische Kirche richtete
. Die Regierung nahm Anstoß vor allem an den Orden, den alten wie
den neuen. Was in Kürzell geschah, schien ihr vorerst zu entgehen; aber in
Neusatzeck hob sie die Mädchenschule, die erst 1868 eingerichtet worden
war, schon 1871 wieder auf, und 1873 auch das Waisenhaus.

In Schwarzach wurden die Schwestern so bedrängt, dass der Bischof sie
von ihren Gelübden löste; er stellte ihnen frei, entweder das Waisenhaus in
weltlicher Form weiterzuführen, oder nachhause zu gehen, oder das Land
zu verlassen. Franziska Holl aus Bühlertal, die sich als Schwester Alexia
der kleinen Gemeinschaft angeschlossen hatte und als Mutter Alexia von
ihr zur Vorsteherin gewählt worden war, ging 1873 mit zwei Gefährtinnen
ins Ausland, nämlich nach Amerika. Nun begann eine lange, mühsame
Wanderschaft, die die drei Frauen nach Philadelphia und nach Chicago
führte. Sie lebten von milden Gaben und von Handarbeiten, die sie anfertigten
. Man drängte sie, sich einer der bestehenden Gemeinschaften anzuschließen
oder heimzukehren, aber sie lehnten standhaft ab. Schließlich bot
man ihnen an, in New Cassel bei Milwaukee eine Schule zu übernehmen.
Als sie dort ankamen, fanden sie in dem ärmlichen Gebäude außer einem
einzigen Stuhl kein Möbelstück vor; vom Hof holten sie ein altes Brett, das
sie säuberten und über eine Kiste legten; an diesem „Tisch" nahmen sie,
kniend, ihr karges Mahl zu sich und schliefen dann, in Decken gewickelt,
auf dem blanken Boden ein. Aber zwanzig Jahre später war Mutter Alexia
die Oberin eines neuen Ordens, der „School Sisters of St. Francis of Milwaukee
", die im ganzen Lande wirkten. Über 400 junge Frauen gehörten
ihm nun an, 300 von ihnen lehrten in 65 Schulen; viele stammten von
deutschen Einwanderern ab, viele kamen auch direkt aus Deutschland, vor
allem aus Baden. Wenn man sie zuhause nicht eintreten ließ, dann wenigstens
hier.

Auch in Seelbach spitzte sich die Lage so zu, dass Franziska Bischler,
genannt Mutter Anastasia, 1876 mit drei Gefährtinnen die Gemeinschaft
verließ und ebenfalls nach Amerika ging, wo sie die „Franciscan Sisters of
the Sacred Heart" ins Leben rief. Weitere Schwestern folgten nach (unter
ihnen Schwester Aloysia, die als Brigitte Merkel in Iffezheim geboren
worden war und zur dritten Generaloberin gewählt wurde), und weitere
traten ein.

Wie sie aber wuchsen ...

Aber zuhause, in Baden, hatte sich der Sturm inzwischen gelegt, war der
„Kulturkampf verebbt. Die Schwestern in Neusatzeck wurden 1917 als
„Schwestern vom III. Orden des hl. Dominikus in der Erzdiözese Freiburg
" staatlich und kirchlich anerkannt. Mutter Alexia kehrte nach Europa


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