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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 368
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Johannes Werner

de, dass die Kinder nicht mehr laut sein durften. Man hat halt schaffe müsse
und kannte es nicht anders.

Nachdem sie aus der Schule gekommen war, ging Maria als Dienstmädchen
in Stellung, und zwar bei Zürich in der Schweiz, wo schon eine ihrer
Schwestern lebte. Da sagte sie: Ich geh' nimmer heim! Aber sie ging doch
wieder heim, und dann sogar ins Kloster, nämlich 1937 nach Gengenbach,
wurde zur Kindergärtnerin ausgebildet und als solche eingesetzt. In dem
Jahr, in dem sie eintrat, hatte Gengenbach in Durmersheim eine Niederlassung
mit elf Schwestern. Und aus Durmersheim (mit Würmersheim, das
zur selben Pfarrei gehörte) traten zwischen 1910 und 1955 insgesamt 23
junge Frauen in einen Orden ein, davon neun in Gengenbach. Maria Kassel
- vielmehr Schwester Maria Nevolana - ist am 14. März 2008 im Haus
Bethanien in Gengenbach gestorben.

Noch ein Beispiel

Schwester Maria Michaela wurde als Hildegard Anderer 1919 in Baden-
Baden geboren. In Geroldsau, wo sie aufwuchs, lernte sie die Sepulchrine-
rinnen kennen, d.h. die Klosterfrauen vom Heiligen Grab, die nämlich
dort ein Ferienhaus hatten und in Baden-Baden selber die berühmte Klosterschule
, die seit 1670 bestand. Bei ihnen trat sie 1948 ein, besuchte das
Kindergärtnerinnenseminar der Gengenbacher Schwestern und arbeitete
anschließend im Internat der Schule, leitete es schließlich auch; außerdem
erteilte sie Religionsunterricht. Oft war sie von 6.30 Uhr bis 24.00 Uhr im
Dienst, und manchmal musste sie auch noch nachts zur Stelle sein. Es war,
wie sie sagte, eine schwere, aber auch eine schöne Zeit.

Der Nachwuchsmangel zwang die Schwestern, sich erst aus dem Internat
, dann auch aus der Schule zurückzuziehen. Im Pflegeheim Maria Frieden
in Ebersteinburg, das von den Bühler Schwestern betreut wird, konnten
sie unterkommen. Die 16. und letzte Priorin, Maria Cäcilia, starb am
Weihnachtstag, am 25. Dezember 2006. Schwester Maria Michaela folgte
ihr am 8. Dezember 2008. Sie war die letzte Klosterfrau vom Hl. Grab in
Deutschland, wenn nicht in der Welt.

Umschau und Ausblick

Ein düsteres Bild also? Durchaus nicht; nämlich dann nicht, wenn man es
in einen größeren Rahmen stellt, zeitlich und örtlich. Auch wenn die Orden
im Mittelalter, im Barock und zuletzt, wie gezeigt, im 19. Jahrhundert aufblühten
und dazwischen immer wieder verwelkten, auch jetzt wieder zu
verwelken scheinen, kann keiner wissen, wie es weitergeht, ob es wieder
einmal aufwärts geht. Und wenn nicht hier, dann vielleicht anderswo. Die
Gengenbacher Schwestern haben einheimischen Nachwuchs in Chile und


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