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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 383
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383

Major Karl Plagge, ein „Gerechter unter den Völkern",
und Alfons von Deschwanden (Offenburg):
„Sie waren für uns ein leuchtender Stern in der
Dunkelheit!"

Martin Ruch

Die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel erkannte im Juli 2004 dem Deutschen
Karl Plagge die Ehrung als „Gerechter unter den Völkern" zu, weil
er während des Krieges unter Lebensgefahr Juden Hilfe geleistet hatte.
Und im April 2005 veranstaltete seine Heimatstadt Darmstadt eine Gedenkfeier
zu Ehren des Majors der Wehrmacht Plagge (1897-1957). Der
Freiburger Historiker Prof. Dr. Wolfram Wette sprach bei diesem Anlaß
über den „Judenretter in der Uniform der deutschen Wehrmacht" im
deutsch besetzten Litauen. Dort, unweit von Wilna, wurden in den Jahren
1941-1944 fast 100.000 Menschen durch Gewehrfeuer ermordet. Plagge
jedoch half wohlüberlegt und mit langem Atem als Kommandeur eines
Heeres-Kraftfahr-Parks (HKP), einer großen Reparaturwerkstätte in Wilna:
Er beschäftigte in seiner Dienststelle vorrangig jüdische Arbeitskräfte, was
diese von den Erschießungsaktionen der SS lange Zeit ausnahm. Auch
Menschen, die von der Maschinenreparatur nichts verstanden, stellte er be-
wusst ein, um sie zu retten. Mit dem Argument, ohne gesunde und kräftige
Arbeitskräfte könne er den kriegswichtigen Reparaturbetrieb nicht ausführen
, gelang es ihm, eine bessere medizinische Versorgung und ausreichend
Lebensmittel zu garantieren. Im Rahmen des Rückzugs vor der russischen
Front warnte er dann in einem Schlussappell am 1. Juli 1944 seine jüdischen
Arbeiter verschlüsselt vor den unmittelbar bevorstehenden finalen
Mordaktionen der SS. Vielen gelang so in letzter Minute noch die Flucht
oder sie konnten sich verstecken.1

Im Ersatzteillager des HKP in Wilna war in jenen Jahren auch ein
Wehrmachtsangehöriger aus Offenburg beschäftigt, der Major Plagge direkt
unterstellt war und mit ihm zusammenarbeitete: Alfons von Deschwanden
. Auch er beteiligte sich an der Rettung jüdischer Menschen.
Briefe, die ihm Überlebende in der Nachkriegszeit schrieben, bestätigen
dies eindrucksvoll.

Alfons von Deschwanden ist 1922 in Offenburg geboren als ein „Bad-
sträßler". In der Heimatpfarrei „Heilig Kreuz" war er 1937-1940 als Gruppenleiter
in der Katholischen Jugend aktiv.

Der Junge hätte gerne das Gymnasium besucht, doch der Vater hatte in
jener schwierigen Zeit Anfang der 30er Jahre nicht das Geld, ihm dies zu
ermöglichen. So machte Deschwanden im elterlichen KFZ-Betrieb eine


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