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Gescheitert oder erfolgreich?
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Bis Februar 1946 wurden 370 Bedienstete geprüft. Gut die Hälfte der
einstigen sogenannten „Märzgefallenen" und Mitläufer, 197, wollten die
Ausschüsse in ihrer Position belassen. Diesen standen 80 ehemalige
Staatsdiener gegenüber, die Bätz und seine Kollegen unter Streichung von
Pensionen zur Entlassung vorschlugen. Bätz wollte rücksichtslose Maßnahmen
gegen fanatische und aktive Nazis, aber formale Mitglieder milder
beurteilen.
Nach der Verabschiedung der „Landesverordnung über die Befreiung
von Nationalsozialismus und Militarismus" am 29. März 1947 mussten
auch die lokalen Untersuchungsausschüsse von Juristen geleitet werden. In
den drei Offenburger Gremien waren dies der liberale Stadt- und Justizrat
Otto Kuder50, der Landgerichtsrat Dr. Albert Levi51 und Amtsgerichtsrat
Ernst Hermann52. Als Stellvertreter fungierten die Rechtsanwälte Oskar
Seidel und Otto Bührle. Das Beisitzeramt für die politischen Beamten übten
weiterhin Bätz, Dielenschneider und Rieder aus.53
Die Entnazifizierung der Offenburger Stadtverwaltung
Mitte Mai 1945 erhielt das Bürgermeisteramt genaue Anweisungen zur sofortigen
Entnazifizierung der Verwaltung. Damit begann die erste Phase
der Überprüfung der städtischen Bediensteten. Bereits am 19. Mai 1945
protokollierte Bürgermeister Hess, dass „die Wohnräume der alten Mitglieder
der NSDAP (...) vorzugsweise zur Beschlagnahme herangezogen"
wurden. Soweit es sich um Bedienstete der Stadt handelte, wurde ihre
Weiterbeschäftigung mit geringen Ausnahmen abgelehnt. Erste Listen entstanden
. Sofort entlassen und nicht mehr eingestellt wurden neben der
dreiköpfigen Verwaltungsspitze acht Mitarbeiter, die als „alte Kämpfer"
nach 1933 bei der Stadtverwaltung eingestellt worden waren. Dazu gehörte
der gelernte Koch Georg Assmus54, Mitbegründer der NSDAP, Propagandaleiter
der örtlichen Partei, der offiziell als Hallenmeister arbeitete, praktisch
aber hauptamtlicher Standartenführer war. Acht weitere städtische
Bedienstete waren zu diesem Zeitpunkt noch einberufen. Drei sogenannte
„alte NSDAP-Mitglieder" blieben vorläufig noch im Dienst.
Parallel zu der administrativen Entnazifizierung forcierte die französische
Besatzungsmacht die öffentliche Entnazifizierung durch die Entfernung
von NS-Symbolen und Emblemen. Am 22. Mai 1945 folgte die
Rücknahme der Straßenumbenennungen der NS-Zeit. „So hieß die Adolf-
Hitler-Straße wie ehemals Hauptstraße, Horst-Wessel-Straße und Horst-
Wessel-Platz waren wieder Ebertstraße respektive Ebertplatz, die Schlage-
ter- erneut Erzbergerstraße und die 1940 nach dem badischen NS-Kultus-
minister Otto-Wacker-Straße benannte Wilhelmstraße erhielt wieder ihren
früheren Namen. Eine Umbenennung der Vogesenstraße nach Otto-Schnei-
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