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Wolfgang M. Call
Schritt trat ich nicht aus innerer Überzeugung sondern zwecks Besserung
meiner wirtschaftlichen Lage. Man drängte mich von mehreren Seiten (...)
Grossen Erfolg hatte ich nicht, ich wurde lediglich wie auch meine verschiedenen
Arbeitskameraden zum Obersekr. befördert. Eine Werbetätigkeit
habe ich in der Partei aber niemals ausgeübt, da mir es manches zuwider
ging." Trotz seiner enthusiastischen Haltung gegenüber der NS-Bewe-
gung sah Teigler sich als Opfer der Repressalien des Bürgermeisters Dr.
Rombach.
Eine besondere phantasievolle Geschichte tischte der Bauaufseher beim
Stadtbauamt Heinrich Roth auf.77 Er war seit 1. März 1933 Mitglied der
NSDAP, 1938^-5 Block- und Zellenleiter. Doch sei er wegen angeblicher
Differenzen aus der Partei ausgetreten. Als man ihm entgegnete, er sei laut
Aktenlage dennoch Mitglied geblieben, antwortete Roth, seine Frau habe
die Beiträge ohne sein Wissen weitergezahlt. Gegen Roth wurde beim Syn-
agogenprozess Anklage erhoben. Er erhielt jedoch 1948 einen Freispruch.
Die Stadtverwaltung lehnte eine Wiederbeschäftigung 1951 ab.
Im Falle von Eugen Sauter lehnte die Stadt eine Wiederbeschäftigung
ebenfalls strikt ab. Sauter war vorbestraft wegen fahrlässiger Körperverletzung
und Unterschlagung, wurde als „alter Kämpfer" dennoch 1935 aushilfsweise
in der Buchhaltung eingestellt. Selbst NS-Oberbürgermeister
Rombach hatte wohl Skrupel, Sauter wegen seines kriminellen Vorlebens
einzustellen. Dieser hatte sich dagegen massiv beschwert:
„Nicht nur als Front- sondern insbesondere als alter Kämpfer der Bewegung
in aktiven Formationen und mehrfacher ehrenamtlicher Tätigkeit in
der politischen Leitung - wie das ausser Ihnen und dem Pg. Jokerst keine
Person im Rathaus nachweisen kann - gestatt ich mir höflich Sie zu bitten,
mich bei der bevorstehenden Stellenbesetzung zu berücksichtigen ... Trotz
langer Erwerbslosigkeit gehört meine ganze Familie schon seit der Kampfzeit
der entsprechenden N.S. Organisation an (...) Außerdem möchte ich
sie darauf aufmerksam machen, dass in nächster Zeit wieder der SS angehören
werde, da ich von einem Führer der SS aufgefordert worden bin
meinen Wiedereintritt zu beantragen (.. .)".78
Sauter wurde 1932/33 ehrenamtlicher Kreisgeschäftsführer der NSDAP
Offenburg, 1933/34 ehrenamtliche Tätigkeit bei der DAF, 1935 ehrenamtliche
Tätigkeit beim RAD, seit 1935 Pressemitarbeiter des SS Sturms 7/86
Offenburg. 1936 beschwerte er sich erneut in einem Brief an den OB Rombach
:
„I. Haben andere Nationalsozialisten in Ihrem Betrieb auch zweieinvier-
tel Jahre warten müssen, bis sie ins feste Angestellten Verhältnis gekommen
sind?
III. Ist es nicht ein allgemein übliches Recht, dass wenn ältere Kämpfer
als Nachfolger einer Person bei einer Behörde, die aus irgendeinem Anlass
die innegehabte Stelle verlassen musste, die gleichen Rechte und Bezüge
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