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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 419
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419

Volksbankgebäude - verbracht und nach kurzer Zeit in die Büroräume des Wasserwirtschaftsamtes
, Poststraße. Etwa nachmittags 3 Uhr wurden wir wieder mit dem
Auto nach dem Gouvernement verbracht, wo alsdann zwischen V2 und 3Aj 4 Uhr die
Entlassung erfolgte. Eine Einvernahme usw. fand nicht statt. Ich begab mich sofort
auf das Rathaus und musste erfahren, dass Kaufmann Hess hier von der Militärregierung
zum Bürgermeister eingesetzt sei. Um 4 Uhr fand eine Besprechung mit
einigen Bürgern von Offenburg statt, an der ich teilgenommen habe. Meine Tätigkeit
als Bürgermeister-Stellvertreter war 26 Stunden, gez. Isenmann". Die Umstände der
Ernennung zum Bürgermeisters durch die französische Besatzung war auch andernorts
die gängige Praxis. Ludwig Hess schrieb: „Mir wurde mitgeteilt, dass ich als
Vertreter der Stadt Offenburg zu funktionieren habe. Eine Nichtannahme dieses
Postens wurde rundweg abgelehnt."

23 (1886-1958).

24 Franz Huber: Offenburg 1945-1952. Gesicht einer besetzten Stadt. Blätter aus einer
tollen Zeit, Offenburg 1952, S. 21 ff. Die Stadtratssitzung vom 16. April 1945, auf der
die Ernennung vollzogen wurde, verlief jedoch anders als es die französische Besatzung
plante. Denn es kam zur Anfechtung der Wahl durch einen gewissen Hermann
Lamm, der angeblich 1918 bei der Revolution in Kiel als Wachtmeistermaat mitwirkte
und von Franz Huber als Hochstapler bezeichnet wurde. Im Stadtratsprotokoll heißt es
dazu: „Hier erschien Herr Lamm und wollte wissen, wer die vornseits Aufgezeichneten
eingeladen hätte und weshalb er keine Einladung bekommen habe. Er komme
soeben vom Stadtkommandanten (...) Gleichzeitig stellte sich Herr Lamm als Bürgermeisterkandidat
vor. Ferner erklärte Herr Lamm, daß nur ein solcher Bürgermeister
werden könne, der der Nationalsozialistischen Partei nicht angehöre. Er habe 16 Leute
hinter sich stehen, die noch nie nationalsozialistisch gewesen wären. Er glaube, daß die
Einladung Herr Heß und Herr Isenmann gemacht hätten." Im Laufe der Diskussion
konnte Lamm sich nicht durchsetzen. Die Motive seines spektakulären Auftritts
bleiben unklar.

25 StaO 5/6577.

26 (1895-?).

27 Vgl. Anm. 16.

28 Peter Reichel: Vergangenheitsbewältigung in Deutschland. Die Auseinandersetzung
mit der NS-Diktatur in Politik und Justiz, München 2. Aufl. 2007, S. 30.

29 Christine Glauning: Vom politischen Haftlager zum „Spruchjammer" - Die Entnazifizierung
im französisch besetzten Reutlingen, in: Reutlingen 1930-1950. Nationalsozialismus
und Nachkriegszeit. Reutlingen 1995, S. 316.

30 Angehörige der SS, der Gestapo und des Korps der Politischen Leiter der NSDAP.

31 Peter Reichel, S. 32.

32 Reinhard Grohnert: Das Scheitern der „Selbstreinigung" in Baden, in: Cornelia Rauh-
Kühne u. Michael Ruck (Hrsg.): Regionale Eliten zwischen Diktatur und Demokratie.
Baden und Württemberg 1930-1952, S. 287.

33 ders.: Die Entnazifizierung in Baden 1945-1949, Stuttgart, 1991, S. 67-180.

34 Das Säuberungsverfahren, das die Verwaltung anwandte, wurde auf Veranlassung des
Generalverwalters Laffon auch auf den Bereich der Wirtschaft übertragen.

35 Grohnert, Das Scheitern, S. 292.

36 Grohnert führt einige eklatante Beispiele in „Die Entnazifizierung", S. 146 ff. auf. Er
nennt auch Kommunen, in denen Untersuchungsausschüsse sich von den Urteilen distanzierten
und ihre Arbeit einstellten.

37 Grohnert, Das Scheitern, S. 297.


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