http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0437
Abb. 2: „Die drei großen Weiber" aus Schapbach, 1913
Zu den Früchten ihrer zahlreichen Ausflüge nach Gutach und in andere
Schwarzwälder Orte, wie Schenkenzell und Schapbach, gehören nicht nur
die von Oskar Hagemann gemachten Fotos und gemalten Charakterbildnisse
von Menschen dieser Region, sondern auch die inhaltsreichen Briefe
seiner Frau, insbesondere zwei an Richard Dehmel von 1912 und 1913. Sie
haben zum Teil dokumentarischen Charakter, weil sie einige kulturelle Ereignisse
, Trachten und Alltagsleben in Gutach und Wolfach und die herrliche
Schönheit dieser Region beschreiben (Abb. 2 und 3). Gleichzeitig verraten
sie die ausgeprägte Sinnlichkeit der Autorin, die in ihren Briefen,
auch an andere befreundete Künstler und Persönlichkeiten, immer wieder
in diverser Form zum Ausdruck kommt. Ihre ersten Erlebnisse und Eindrücke
von Gutach und der Umgebung teilte sie Dehmel im Juni 1912 mit: „In
dunklen grauen, hellen und leuchtenden Schattierungen erfüllt es das Tal
von oben bis unten. Und alles strahlt von Frische und Saft. Dazwischen
liegen die dunkelbraunen, maßlos schmutzigen schönen Höfe. Sie haben
alle ihren Brunnen, der durch das Milchhäuschen geführt ist. Und auf den
Zäunen hängen die gleichen Hemden mit Vatermörder und Puffärmeln, die
gleichen roten und weißen Tücher und die dicken leuchtend blauen
Strümpfe, wie man sie hier trägt. Sie würden bei Leibe nie Barfuß gehen,
ebensowenig wie sie ihre eigene Butter essen würden. Sie leben in einem
mittelalterlichen Dreck, haben mäßiges Vieh aber herrliches Kirschwasser
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